piwik no script img

■ Bank muß Aktienverlust zahlenInstitut riet Kunden zu windiger Spekulation

Karlsruhe (taz/dpa) – Eine Bank, die einen unerfahrenen Kunden zum Aktienkauf auf Kredit verleitet, ist bei Spekulationsverlusten zu Schadenersatz verpflichtet. Dies entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in einem gestern veröffentlichten Urteil: Der Anlageberater einer Bank hatte einen Schmuckhändler, der 80.000 Mark anlegen wollte, zu einem Kredit über eine Million Mark für Wertpapiere empfohlen – bei „einem größeren Engagement“ könne der Händler „richtig Geld verdienen“.

Durch steigende Kreditzinsen und hohe Kursverluste stand der Schmuckhändler plötzlich mit 626.000 Mark in den Miesen – er klagte wegen schlechter Beratung. Das Landgericht Landau wies die Klage ab. Das Oberlandesgericht (OLG) Zweibrücken verurteilte die Bank, zwei Drittel der Schulden selbst zu tragen. Schließlich sei die Initiative vom Bankberater ausgegangen. Der BGH-Zivilsenat bestätigte das Urteil: Zwar sei eine Bank grundsätzlich nicht verpflichtet, Kunden über die Risiken der Verwendung des Kredits aufzuklären. Dies gelte jedoch nicht, wenn ein Hinweis der Bank aufgrund eines relevanten Wissensvorsprungs geboten sei. Der Berater habe zu einer Spekulation verleitet, bei der Gewinne nur unter unwahrscheinlichen Umständen anfallen konnten. urb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen