: Bangladesch im Generalstreik
■ Dhaka und andere Städte lahmgelegt / Gesamte Opposition für freie Wahlen Versammlungsverbot und Schußwaffeneinsatz gegen Demonstrationen
Dhaka (afp) - In Bangladesch gewinnt der Widerstand gegen die Regierung von Präsident Hussain Mohammad Ershad zunehmend an Härte. Ein von den Oppositionsparteien in Bangladesch ausgerufener zweitägiger Generalstreik hat am Samstag und Sonntag fast das gesamte öffentliche Leben in der Hauptstadt Dhaka lahmgelegt. Die Geschäfte blieben geschlossen, die öffentlichen Verkehrsmittel fuhren nicht, und nur wenige private Pkw waren unterwegs. In allen Teilen der Stadt patrouillierte die Militärpolizei, die nach Augenzeugenberichten mehrfach das Feuer eröffnete, um Menschenansammlungen auseinanderzutreiben. Auch in anderen Teilen des Landes kam es am Samstag zu Kundgebungen gegen die Regierung Ershad. Zwei Personen wurden verletzt, als die Polizei auf eine Demonstrantengruppe feuerte, die versucht hatte, den Zugverkehr im Bahnhof von Bhairab Basar etwa 75 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt lahmzulegen. Auch in Chittagong, der zweitgrößten Stadt Bangladeschs, soll das öffentliche Leben praktisch vollständig zum Erliegen gekommen sein. Insgesamt sollen am Samstag 100 Menschen verletzt und 150 festgenommen worden sein, hieß es aus Oppositionskreisen. Im Land sind alle Versammlungen von mehr als fünf Personen verboten worden. Auf Unruhestifter, Plünderer oder Brandstifter werde geschossen, hieß es in einem präsidentiellen Dekret. Die Proteste waren erstmals von den drei wichtigsten Oppositionsgruppierungen, der Bangladesh National Party (BNP), der Awami–Liga und der rechtsgerichteten religiösen Jamaat–i–Islami, gemeinsam initiiert worden. BNP–Chefin Begum Kaleda Zia und ihre Kollegin Scheich Hasina Wajed von der Awami–Liga stehen seither unter Hausarrest. Der Generalstreik wurde zudem von 16 Studentenorganisationen unterstützt. Auch 20 der führenden Intellektuellen des Landes hatten am Freitag freie und faire Wahlen gefordert. Nach der sogenannten „Hauptstadt–Belagerung“ (Dhaka–siege) durch die Opposition war es bereits am Mittwoch und Donnerstag zu ersten Arbeitsniederlegungen gekommen. Der Generalstreik, der zudem von 16 Studentenorganisationen unterstützt wird, soll am Montag und Dienstag weitergeführt werden.
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