Bahnverkehr: Metronom verkauft eigene Fahrkarten
Das Bahnunternehmen baut einen eigenen Vertrieb auf. Fernreisenden stehen jedoch dann Unannehmlichkeiten beim Ticketkauf ins Haus. Dafür gibt es mehr Züge für die Strecke Hamburg - Bremen.
Das Pendeln auf der Strecke Hamburg - Bremen wird ab dem 12. Dezember leichter. Mit der Umstellung auf den Winterfahrplan lässt das Bahnunternehmen Metronom im Halbstunden-Takt Züge fahren. Zugleich wird das Leben für Fernreisende komplizierter, da das Unternehmen eigene Fahrkarten-Automaten aufstellen wird. Hier wird es zwar auch Tickets der Deutschen Bahn (DB) für den Regionalverkehr zu kaufen geben, wer weiter reisen möchte, muss aber am nächsten DB-Schalter ein Zusatz-Billet lösen.
Das private Bahnunternehmen Metronom bedient mit seinen blau-gelben Zügen ein Streckennetz zwischen Bremen, Cuxhaven, Hamburg, Uelzen und Göttingen. Diese Regionalstrecken wurden von der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) im Januar zum zweiten Mal für acht Jahre an die Metronom Eisenbahngesellschaft vergeben. Die Deutsche Bahn hatte sich ebenfalls beworben, aber den Kürzeren gezogen. Mit den angekündigten Veränderungen steigt das Unternehmen also in die zweite Runde ein.
Die Strecke Bremen - Hamburg wird künftig um einen Zugtyp ergänzt: den Metronom regional (MER). Zusätzlich zum stündlich verkehrenden Metronom, der nur an den größeren Bahnhöfen zwischen den Großstädten hält, wird der MER stündlich an allen Bahnhöfen halten. Damit ergibt sich auf der Strecke ein Halbstundentakt, wobei sich die Fahrzeit des ME um fünf auf 68 Minuten verkürzt und der MER 86 Minuten unterwegs ist.
Zwischen Bremen, Cuxhaven, Bremen und Göttingen gibt es bald einige Neuerungen.
100 Metronom-Fahrkartenautomaten, für die es alle Arten von Regionalverkehrstickets geben wird. Für Fernreisen kann man "Anfangsstrecken"-Billets kaufen, die beim Kauf von DB-Fernverkehrskarten angerechnet werden.
Drei neue Metronom-Tageskarten für Einzelmenschen, Gruppen und Fahrräder.
Ein dichterer Takt, mehr Haltestellen und längere Züge zwischen Hamburg und Bremen.
Die Bahncard gilt auch in den Metronom-Zügen. Punkte sammeln kann man mit dem Kauf von Metronom-Tickets allerdings nicht.
In Buchholz, kündigte das Unternehmen am Mittwoch an, werde es künftig selbst Fahrkarten verkaufen. Spätestens bis Ende Januar sollen auf den Bahnhöfen 100 blaugelbe Automaten aufgestellt werden. Dazu kommen Service-Zentren in Buchholz (Nordheide), Winsen (Luhe) und Eschede. Die Automaten drucken alle Fahrkarten des Nah- und Verbundverkehrs, auch solche für DB-Pauschalangebote wie das "Schöne-Wochenende-Ticket" oder das "Niedersachsen-Ticket". Überdies wird es erstmals drei Fahrkarten geben, die nur im Metronom-Netz gelten.
Wer das Metronom-Netz verlassen möchte, kann sich für 15 Euro ein Ticket für die "Anfangsstrecke" kaufen und sich dieses am nächsten DB-Schalter auf sein Fernverkehrsticket anrechnen lassen. "Für die Fahrgäste ist das natürlich blöd, wenn sie weiterreisen", kommentiert Wolfgang Konukiewitz vom VCD Niedersachsen. Er hoffe, dass nicht weitere Verkehrsunternehmen auf die Idee kämen, sagt der Vorstand des Verkehrsclubs. Eigentlich müsse die Entwicklung gerade in die entgegengesetzte Richtung gehen, hin zu einer Vereinheitlichung der Fahrkarten und Tarife. Konukiewitz hält allerdings schon im kommenden Jahr einen bundeseinheitlichen Tarif für möglich.
Die Einführung eines eigenen Vertriebs sei "ein großer Schritt in der Unternehmensentwicklung", sagt Metronom-Sprecherin Hannah Kohn. Das mache die eigene Marke präsenter und erlaube es, "flexibler auf die Kundenwünsche einzugehen". Die drei neuen Metronom-Tagestickets hätten an DB-Automaten nicht eingeführt werden können. Metronom und DB-Automaten wird es künftig nur an Bahnhöfen geben, an denen Züge beider Unternehmen halten.
"Das ist ein Notbehelf von Metronom", sagt Konukiewitz. Dahinter stecke der Vorwurf, dass die Bahn den privaten Gesellschaften nicht den ihnen zustehenden Anteil der Einnahmen überweise und beim Ticketverkauf in ihren Schaltern oder Automaten Provisionen kassiere. In Zukunft wird es umgekehrt laufen. Über den Ticket-Verkauf habe die Bahn vom Wachstum des Metronom profitiert, findet Kohn. Das sei nicht einzusehen.
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