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Archiv-Artikel

Bahnfahren wird wieder teurer

VERKEHR Zum Fahrplanwechsel am Sonntag erhöht die Bahn die Preise im Durchschnitt um 1,8 Prozent. Kritiker bemängeln: Der Preisanstieg ist moderat, aber „nicht nachvollziehbar“

„Die Bahn bittet vor allem Stammkunden zur Kasse“

VERKEHRSCLUB DEUTSCHLAND

VON RICHARD ROTHER

Bahnreisende müssen sich ab Sonntag auf höhere Fahrpreise einstellen. Die bundeseigene Deutsche Bahn AG erhöht zum Fahrplanwechsel die Ticketpreise insgesamt um durchschnittlich 1,8 Prozent. Im öffentlich geförderten Regionalverkehr werden die Fahrkartenpreise um 2,2 Prozent angehoben. Eine Zugfahrt von Berlin nach Frankfurt am Main kostet dann in der zweiten Klasse 113 statt 111 Euro, eine Fahrt von Dortmund nach München 129 statt 127 Euro.

Die Bahn begründet die Preiserhöhungen mit gestiegenen Personalkosten; zuletzt hatten die Lokführer deutliche Gehaltszuwächse durchgesetzt. Bereits vor einem Jahr hatte die Bahn die Tarife um durchschnittlich 3,9 Prozent erhöht; damals mussten die gestiegenen Energiepreise zur Begründung herhalten. Von der jetzigen Preiserhöhung verspricht sich die Bahn Mehreinnahmen in Höhe von rund 50 Millionen Euro im nächsten Jahr.

Die Bahn erhöht auch die Preise für die Bahncards, mit denen der Fahrgast Rabatte erhält. Die Bahncard 50, die zu Fahrten zum halben Preis berechtigt, kostet für die zweite Klasse künftig 230 statt bisher 225 Euro, die Bahncard 25 kostet wie bisher 57 Euro. Ehe- und Lebenspartner von Bahncard-25-Besitzern können eine eigene, voll gültige Partnerkarte für 6 Euro erhalten, wenn ein Kind unter 18 Jahren im selben Haushalt lebt. Die Bahncard 100 – sie berechtigt Vielfahrer ein Jahr lang zur Nutzung des gesamten inländischen Bahnnetzes – kostet demnächst 3.800 Euro statt bisher 3.650 Euro.

Jeweils 50 Cent teurer werden künftig auch die Reservierungen. Wer sichergehen will, auf seiner Reise auch sitzen zu können, muss dafür künftig 4,50 Euro hinblättern. Wer sich die Reservierung im Internet oder am Automaten holt und damit der Bahn hilft, Kosten für Personal an Schaltern oder in Telefonzentren zu sparen, kommt mit 2,50 Euro davon. Das Schöne-Wochenende-Ticket kostet weiterhin 39 Euro, wenn man es am Schalter oder telefonisch kauft. Bei Bestellungen im Internet oder am Automaten kostet es 37 Euro.

Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren fahren in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern immer kostenlos. Reisen sie allein, erhalten sie einen Rabatt von 50 Prozent. Manche Bahncards für Kinder, Jugendliche, Studenten und Senioren sind ermäßigt. Auch auf der Internetseite der Bahn gibt es ab Sonntag einige Neuerungen. So bietet die Bahn künftig Vergleichsrechnungen an: Damit können Kunden sehen, wie viel sie eine bestimmte Strecken kostet, wenn sie mit der Bahn, dem Auto oder dem Flugzeug reisen. Zudem können sie ihren reisespezifischen Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) errechnen lassen. Und künftig können sich Kunden, die ihre Fahrkarte im Internet erworben haben, im Zug nicht nur mit der EC-Karte oder der Bahncard, sondern auch mit dem Personalausweis ausweisen.

Der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte die Preiserhöhungen der Bahn. Zwar falle der Preisanstieg dieses Mal relativ moderat aus, dennoch sei es für die Fahrgäste „nicht nachvollziehbar“, wenn die Bahnpreise alljährlich zum Fahrplanwechsel ohne Verbesserung von Angebot und Qualität angehoben würden, erklärte der Verband.

Zudem werde das Nachtzugangebot weiter ausgedünnt; Strecken wie Warschau–Berlin, Wien–Amsterdam oder Mailand–Amsterdam würden gestrichen. Darüber hinaus bitte „die Bahn vor allem ihre Stammkunden zur Kasse“. Kritikwürdig sei auch die verwirrende Angebotsvielfalt des DB-Preissystems. Diese schrecke Menschen davon ab, die umweltfreundliche Bahn zu nutzen.