Bahn: Streik trifft Wirtschaft
Ab Mittwoch wird der Güterverkehr bestreikt, Unternehmen fürchten Millionenschäden. Denn: wie kommen dann die Porsche Karosserien aus Bratislawa her?
Wie lange dauert der Streik? Wann genau wird gestreikt? Wo sollen Züge stillstehen? Antworten auf diese Fragen gibt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nicht oder nur scheibchenweise. Sie will sich nicht in die Karten schauen lassen. Denn die Auswirkungen des Streiks, der am Donnerstag beginnt, sollen gespürt werden - und nicht durch Gegenmaßnahmen abgefangen werden.
So wurde am Dienstag zwar gemeldet, dass auch der größte Rangierbahnhof in Maschen bei Hamburg sowie die Knotenpunkte in Seelze und Lehrte bei Hannover betroffen sein werden und, dass der Streik für vier Stunden geplant ist - ansonsten steht einzig fest: Der Urlaubsverkehr wird vorerst verschont, am Donnerstag ist zunächst der Güterverkehr an der Reihe.
Das macht Unternehmen, die auf den Transport ihrer Güter per Bahn angewiesen sind, nervös: Sollte der Streik länger andauern, befürchten sie "enormen wirtschaftlichen Schaden". Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung nennt "zwei- bis dreistellige Millionenbeträge", die Unternehmen pro Tag verlieren könnten. "Besonders für flüssige und gasförmige Stoffe ist die Schiene das Transportmittel Nummer eins", sagt Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik.
Stahlhersteller und Metallverarbeiter sind stark auf die Bahn angewiesen. Jeden Tag durchqueren 5.000 Güterzüge Deutschland, vollbepackt mit Erzen, Kohle und Bauteilen. "Störungen im Bahnverkehr haben eine bedeutende Auswirkung", heißt es vom zweitgrößten deutschen Stahlproduzenten Salzgitter. Gelassener sieht der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp die Sache: Koks und Kohle kommen auf dem Schiffsweg über den Rhein. An die Kunden werde allerdings zu 40 Prozent per Bahn ausgeliefert.
Für die Post ist noch unklar, welche Folgen der Streik hat. Sie transportiert Pakete für Versandhändler und Container für Industrie-Kunden. Von Porsche heißt es, die Karossen, die per Bahn aus dem VW-Werk in Bratislava kommen, könnten nicht einfach auf die Straße verlegt werden. Diese sei außerdem ausgelastet, ergänzt Hildebrandt vom Bundesverband Materialwirtschaft.
Vor Schadenersatzforderungen aus der Wirtschaft fürchtet sich die Bahn unterdessen nicht, wie Logistik-Sprecher Gelfo Kröger der taz sagte. "Solange wir alles tun, was in unserer Macht steht, fällt das unter 'unabwendbares Ereignis' ". Und man habe alles getan, sagt Kröger. "Wir haben der GDL Angebote gemacht."
Die Angebote hat die GDL-Führung als "indiskutabel" zurückgewiesen. Allerdings erklärte GDL-Chef Manfred Schell auf N24 erstmals, sich nicht gegen einen Vermittler zu sträuben. Bahn-Personalvorstand Margret Suckale äußerte sich dazu positiv. Man habe der GDL ohnehin bereits wiederholt angeboten, den Konflikt über einen Moderator oder Mediator zu begleiten, sagte sie. Klar sei aber auch, dass die Bahn den von der GDL geforderten eigenen Tarifvertrag für das Fahrpersonal nach wie vor ablehne. (Mit Agenturen)
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