: Bahn fahren mit Lidl
Die Bahn AG sucht Neukunden und verkauft ab heute hunderttausende Billigtickets über den Discounter
BERLIN dpa/afp ■ Heute ist es so weit. Die Deutsche Bahn verkauft erstmals Billig-Fahrkarten im Supermarkt – und hat damit bereits erste Spekulanten auf den Plan gerufen. Über das Internet-Auktionshaus eBay versuchten Verkäufer, die Tickets bereits im Voraus zu versteigern. Der Weg zum Computer lohnt jedoch nicht mehr: Bahn und eBay wollen das Geschäft gemeinsam unterbinden. Dafür hält aber nun tatsächlich der zweitgrößte deutsche Discounter Lidl in seinen bundesweit 2.600 Filialen mehrere hunderttausend Tickets zum Einheitspreis von 49,90 Euro bereit. Die Fahrscheine können bis zum 3. Oktober ohne größere Einschränkungen für eine Hin- und Rückfahrt durch ganz Deutschland genutzt werden.
Mit dem Angebot will die Bahn, die unter der Konkurrenz der Billigflieger leidet, neue Kunden gewinnen. Es soll laut Bahnchef Hartmut Mehdorn gelten, solange der Vorrat reicht. Die genaue Zahl der angebotenen Tickets wollen weder die Bahn AG noch Lidl verraten.
An der Supermarkt-Kasse werden jeweils zwei Blanko-Tickets in einem kleinen Heftchen verkauft. Name, Strecke und Datum der Reise kann jeder selbst eintragen. Jeder Kunde kann maximal fünf solcher Hefte bekommen. Das Angebot rechnet sich der Bahn zufolge für alle Fahrten über 160 Kilometer. Dazu gibt es noch einen Gutschein, der beim Kauf einer Bahncard verrechnet werden kann.
Eine letzte Unsicherheit ist jedoch noch nicht ausgeräumt: Der Reisebüro-Verband DRV versucht noch, den Verkaufsbeginn mit einer einstweiligen Verfügung zu verhindern. Die 3.258 Bahn-Agenturen in Reisebüros seien von der Aktion ausgeschlossen und deswegen diskriminiert, begründen seine Rechtsvertreter den Vorstoß. Bei der Bahn hält man einen gerichtlichen Stopp jedoch für unwahrscheinlich: „Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Verkauf planmäßig starten können“, sagte ein Sprecher.