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Bahn-TarifstreitAb Donnerstag drohen neue Streiks

Die Lokführer haben neue Streiks im Nahverkehr angekündigt. Ersatzfahrpläne werden diesmal nicht aufgestellt.

Die Bahn will die Streiks am Nachmittag zuvor ankündigen. Bild: dpa

BERLIN taz Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) kündigt für diese und die kommende Woche neue Streiks im Nahverkehr der Deutschen Bahn an. Ab Donnerstag muss mit Arbeitsniederlegungen gerechnet werden. Streiktage könnten der 11., 12., 15. und 16. Oktober sein, teilte die Gewerkschaft am Dienstag nach Ablauf eines Ultimatums mit. Anders als bislang sollen die Streiks nicht nur drei Stunden, sondern den ganzen Tag andauern. "Wir werden die Streiks jedoch in den späten Nachmittagsstunden vor einem Streiktag ankündigen", sagte GDL-Chef Manfred Schell. Die GDL fordert 31 Prozent mehr Lohn und einen separaten Tarifvertrag für das Fahrpersonal bei der Bahn.

Der GDL-Hauptvorstand forderte Bahnchef Hartmut Mehdorn zudem auf, "rechtsmissbräuchliche Maßnahmen wie Abmahnungen und Kündigungen bei den legalen Streiks zu unterlassen". GDL-Chef Schell: "Es ist unerträglich, wie der Arbeitgeber versucht, unsere Mitglieder einzuschüchtern und sie von den berechtigten Streiks abzuhalten." Das Arbeitsgericht Chemnitz hatte der GDL am 5. Oktober Streiks im Güter- und Fernverkehr untersagt. Nach Prüfung der Urteilsbegründung will die GDL entscheiden, ob sie Berufung dagegen einlegt. Bis zum Dienstagnachmittag lag der Lokführergewerkschaft nach eigenen Angaben die Begründung noch nicht vor. Schützenhilfe in der juristischen Auseinandersetzung mit der Bahn bekam die GDL auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund DGB. "Das Aushebeln des Streikrechts verurteile ich aufs Allerschärfste", so DGB-Bundesvorstandsmitglied Claus Matecki.

Die Bahn bleibt unterdessen hart. Es werde kein neues Angebot an die Lokführergewerkschaft GDL geben, sagte Bahn-Chef Hartmut Mehdorn am Dienstag am Rande einer Touristiktagung in Berlin. Die Bahn hatte in den vergangenen Tagen mehrfach erklärt, sie lasse sich weder von Streiks noch Ultimaten beeindrucken. Die Bahn geht nun davon aus, dass von den Streiks Millionen Reisende betroffen sein werden. Ersatzfahrpläne werden indes diesmal nicht aufgestellt. Solche Pläne könne man "nicht einfach auf Verdacht einrichten", sagte Bahn-Personenverkehrsvorstand Karl-Friedrich Rausch, am Dienstag.

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7 Kommentare

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  • S
    Scotty

    Das Kollektiv, sind das nicht die Borg?

  • Z
    Zufussgänger

    Huch? Ein paar 68er aufgescheucht????

    Es geht hier doch nicht darum, dass ein Lokführer mehr verdienen sollte als die Bahn ihm bezahlen will. Hernn Günther geht es doch offensichtlich drum, dass das Mittel des Streiks von einzelnen Gewerkschaftslobbyisten mißbraucht werden kann. Das Verhalten von Herrn Schell sorgt doch nicht gerade dafür, dass die Leute viel Verständnis für die Lokführer aufbringen. Und wenn man mal ehrlich ist, trifft ein Streik in der Rush Hour doch nicht Herrn Mehdorn. Denn seine Fahrgäste (u. a. die Elite-Akademiker, aber auch der normale Angestellte usw.) haben ihre Monats-Fahrkarten doch schon längst gekauft.

  • PD
    Paul Dörlich

    Wahrscheinlich war dieses Studium, von dem Sie sprechen, tatsächlich sehr einseitig. Dies könnte wohl auf den Zeitgeist der letzten zehn Jahre zurückzuführen sein.

    Aber seien Sie sich sicher, die wirklich gut ausgebildete "Akademiker-Elite" würde selbst nachdenken, bevor sie einfach irgendwelche einseitige Thesen nachplappert.

    Glauben Sie ernsthaft, dass Leistung und Einsatzbereitschaft eines Einzelnen stets angemessen gewürdigt würden, wenn es kein schlagkräftiges Kollektiv gäbe?

    Sollten Sie allerdings tatsächlich zu den wenigen unersetzbaren Leistungsträgern gehören, die selbst die Macht haben, ihre Rechte angemessen durchzusetzen, dann gratuliere ich Ihnen hierzu.

    Und nur zur Klarstellung: Weder stehe ich einer Gewerkschaft nahe noch bin ich der Meinung, dass es im Arbeitsleben keiner Fortentwicklung bedarf. Doch Streiks sind für die Wirtschaft und das gesamte Land immer noch besser als Anarchie und verborgene Arbeitsverweigerung Einzelner. Eine wenig willkommene Alternative wäre dagegen die staatliche Verordnung der Arbeitsbedingungen.

    Lassen wir doch die autonomen Tarifpartner ihre Lösung finden, auch wenn es bedauerlich ist, dass gerade auch der Bahnstreik sich auf einen großen Teil der Bevölkerung auswirkt. Aber Sie sagten es ja schon selbst: Auch hier ist Flexibilität und überlegtes, besonnenes Handeln gefragt - mein Tipp: probieren Sie es doch mal im Kollektiv als Fahrgemeinschaft.

  • J
    Jens

    Was ist das nur für ein Kommenta des Herrn Tobias Günther? Ich frage mich mich wirklich, ob es ein Sesselfurzer des Herrn Mehdorn ist, oder ob er sich seinen hintern mit den Geldscheinen der Aktiengewinne abwischt, die vom kleinen Mann/Frau erwitschaftet werden?? Aber mal Spaß beiseite, hier geht es um Grundrechte, die jedem Lokführer genommen werden, genauso wie wenn jemand Herrn Günther das Recht auf seinen Kommentar nehmen will, aber das will er und seine gut ausgebildete Akademiker-Elite bestimmt nicht.

    Mir scheint es vielmehr darum zugehen, dass die Deutschen immer nur was gegen den Streik haben, wenn sie auch mal was davon merken! Beim Telekom-Streik vor einem halben Jahr hat es kaum einen interessiert und warum? Ja weil die Bahn gefahren ist und der Müll abgeholt wurde!!! So sieht es nämlich aus, beschweren tut sich die gut ausgebildete Akademiker-Elite erst dann, wenn sie Unannehmlichkeiten befürchten müssen!

    Und ein noch Herr Günther, schon einmal dein Kontoauszug eines Lokführers, Müllmann oder Kindergärterin mit dem der gut ausgebildete Akademiker-Elite verglichen??? so wie ich zwischen den Zeilen lesen bestimmt noch nie darüber nach gedacht!

  • B
    bahnler

    "Noch was: Sollten mir Auslagen entstehen aufgrund des zu befürchteten Streiks werde ich Herrn Schell in Regress nehmen und nicht die Bahn"

     

    Ohh, schnell den Streikdrohung abbrechen, ein Akademiker ist sauer.

  • HS
    Hermann S. Weyl

    Es sind alles diplomierte Lokfuehrer, die streiken. Die sollten wissen, dass man flexibel sein muss, wenn man von heute auf morgen auf der Strasse stehen kann. Und Leistungsbewusstsein? Auf jeden Fall! Aber bitteschoen ohne auf die Idee zu kommen, dafuer bezahlt werden zu wollen...

     

    Die Hand die einen fuettert, beisst man nicht. Und wessen Brot ich esse, dessen Lied singe ich. Und wer die Kapelle bezahlt, bestimmt auch was gespielt wird. Herrlich! Wo lernt man soetwas?

  • TG
    Tobias Günther

    Sind Streiks rechtmäßig, wie GDL-Chef Schell behauptet? Juristisch ist das wohl so, dies hat ein Gericht vor kurzem bestätigt. Darf eine Gewerkschaft trotzdem ein Volk von Pendlern in Geiselhaft nehmen? Ich denke nein! Von uns Deutschen wird stets verlangt: mehr Flexibilität, mehr Leistungsbewusstsein. Insbesondere die gut ausgebildete Akademiker-Elite bekommt dies während des gesamten Studiums zu hören. Man sollte grundsätzlich mal über Tarifautonomie und andere Dinge nachdenken. Ein Streik ist einfach nicht mehr zeitgemäß.

    Liebe Lokführer, die Hand, die einen füttert, beißt man nicht! Oder zahlt Herr Schell euer Gehalt, nein Ihr zahlt einen Mitgliedsbeitrag. Denkt mal darüber nach.

     

    Noch was: Sollten mir Auslagen entstehen aufgrund des zu befürchteten Streiks werde ich Herrn Schell in Regress nehmen und nicht die Bahn