Bafög kommt viel zu spät: Die neue Software holpert im Betrieb
In Baden-Württemberg warten Tausende Studierende auf ihr Geld, weil ein neues Computerprogramm nicht richtig arbeitet. Das Ministerium dementiert.
BERLIN taz | „Dialog21“ heißt eine neue Software für Bafög-Anträge, die im Sommer in Baden-Württemberg eingeführt wurde. Sie lässt einen papierlosen Online-Antrag zu und sollte die Verfahren so beschleunigen. Studentenvertreter berichten, dass alles langsamer gehe.
„Zum Wintersemester, wenn eine Welle an Anträgen reinkommt, führt man kein neues System ein“, kritisiert Benjamin Maschler, Vorsitzender der Studentenvertretung Stuvus in Stuttgart. Viele Studierende warteten lange auf ihr Geld, wüssten aber nicht, warum es so lange dauert.
Rund 4.000 Anträge von insgesamt zirka 10.000 sind laut Studentenwerk Stuttgart dort noch in Arbeit. Das seien 1.000 mehr als Ende Oktober 2012.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hat das Software-Problem öffentlich gemacht. Angestellte der Bafög-Ämter fürchteten Sanktionen, wenn sie den Studenten von Verzögerungen erzählten, sagt Hanna Binder von Ver.di in Stuttgart. „Die Sachbearbeiter fühlen sich schuldig, obwohl sie überhaupt keine Verantwortung tragen.“
Ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums im Südwesten dementiert. In Einzelfällen gebe es „eine verfahrensbedingte Verzögerung, die von den Studentenwerken mit bis zu vier Wochen angegeben wird“. In solchen Fällen sei aber eine Vorschusszahlung möglich.
Die Datenzentrale Baden-Württemberg hat die Software mitentwickelt und räumt anfängliche Schnittstellenprobleme zu Auszahlungsstellen ein. Bei einem Treffen mit Studentenwerken in der vergangenen Woche wurden Fehler besprochen.
„Dialog21“ wird auch in Sachsen, Bremen und Rheinland-Pfalz verwendet. Weitere Länder wollen die Software demnächst wohl ebenfalls einführen: Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, das Saarland, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.
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