■ Warum uns Bao Bao irritiert: Bärige Zweifel
Gibt es Bären wirklich? Diese tapsigen Großraubtiere, die immerzu Honig schlecken und von morgens bis abends durch Tau-bedeckte Waldlichtungen tollen? Zwar hält schon Brockhaus' Konversations=Lexikon von 1898 die Existenz des Bären für erwiesen; bewegt berichten die Autoren von „kurzkronigen, aber langbewurzelten Eckzähnen“ und „lappig eingekerbten Schneidezähnen“. Manchmal, in lauen Frühsommernächten, aber quälen uns hartnäckige, ernsthafte Zweifel.
Vielleicht, überlegen wir dann, ist die Sache mit dem zottigen Allesfresser ja einfach ein gigantischer Schwindel. Eine seit Menschheitsbeginn aufrechterhaltene Täuschung, der mehr oder weniger bedeutende Metropolen ihr mehr oder weniger imposantes Wappentier verdanken. Bern (160.000 Einwohner) zum Beispiel oder Bärenstein bei Dippoldiswalde (Sachsen, 1.500 Einwohner) oder Berlin (3,5 Millionen). Inzwischen, befürchten wir, ist der Bär sowieso auf den Hund gekommen: Mit ihm verkauft man fettige Kondensmilch, klebrige Fruchtgummis, italienische Kleinwagen mit fünftklassigem cd-Wert und Olympische Spiele.
Wir sind nicht die einzigen, die zweifeln.
Zu Hunderten belagerten kritische Berliner am Mittwoch den Zoologischen Garten, zu Dutzenden erforschten Reporter am Flughafen Tegel das wahre Schicksal von Bao Bao, bei dem es sich, wir formulieren es mit aller Vorsicht, um einen weiß-schwarzen Pandabären handeln soll. Bao Bao sei ein „Sex-Lümmel“ mit „gröbstem Macho-Gehabe“, fand die B.Z. schließlich heraus. Dabei, so das Blatt verwundert, sehe der Panda doch aus wie „der Meister im Kuscheln“.
Auch uns irritiert Bao Bao. Als richtiges Tier können wir uns den Bären nicht mehr vorstellen. Bernhard Landwehr
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