Bäderland GmbH zeigt ein Herz für Erwachsene

■ Kinder und Erzieherinnen protestieren gegen kinderfreie Therme im Bartholomäusbad

Trutschige Badekappen sind, obwohl nicht Pflicht, oft zu sehen im Winterhuder Bartholomäusbad. Sanft plätschernd und wohlig warm räkeln sich erwachsene Menschen im Becken der nagelneuen Therme. Doch was fehlt, ist das Kindergekreische, das üblicherweise in Hamburgs Bädern untrennbar mit chlorverquollenen Augen und Schlüsselband-behangenen Fußknöcheln verbunden ist.

Das hat für die Bäderland Hamburg GmbH, eine Tochter der Hamburger Wasserwerke und Betreiberin des Bades, auch seine Richtigkeit. Das in Therme und Schwimmbecken zweigeteilte Bartholomäusbad ist nämlich ganz offiziell eine kinderfreie Zone, abgesehen von vier Stunden Badezeit, die die Kleinen sonntags im Schwimmbecken verbringen dürfen. Die 32 Grad warme Therme aber bleibt tabu.

Gestern wurde die Therme dann doch noch von hereindringendem Kindergeschrei erfüllt. Fünfzig Kinder aus umliegenden Kindertagesstätten hatten sich mit ihren Betreuerinnen vor der Eingangstür versammelt und forderten ihr Recht auf Spaß im warmen Wasser. „Insgesamt sieben Kindertagesstätten und drei Schulen gibt es in der Umgebung“, beklagt sich Sabine Köppen, Erzieherin des Kinderladens „Brummkreisel“ in der Schumannstraße, „wir würden gerne mit den Kindern öfter baden gehen“. Im Stadtteil gibt es keine Alternative, also muß sie mit der Kinderhorde ins Bad nach Ohlsdorf reisen: „Da fahren wir mit Bus und Bahn eine dreiviertel Stunde.“ Zum Bartholomäusbad sei sie höchstens zehn Minuten unterwegs.

Zudem erhebt Sabine Köppen den prinzipiellen Einwand, daß das neue Bad „von allen bezahlt, aber nicht für alle offen“ sei. 4,5 Millionen Mark hat der Umbau gekostet, bis das Bad am 1. Dezember wiedereröffnet wurde. Nun säuselt klassische Musik durchs helle Tonnengewölbe mit Spiegelverkleidung an der Decke und einer kleinen Ficus-Allee vor den Fenstern. Der im offiziellen Prospekt des Bades angepriesene Vorteil: die Abwesenheit von Kindern.

„Die Seele baumeln lassen“, lobt Gisela Matthée, Pressesprecherin der Bäderland GmbH, dieses Konzept. Bei einer statistischen Untersuchung der BesucherInnenstruktur hatte sich 1985 herausgestellt, daß das Bartholomäusbad im Vergleich mit anderen Hamburger Bädern am seltensten von Kindern besucht wurde. Zudem brachte das Bad wenig Geld. Die Alternative sei „umbauen oder dichtmachen“ gewesen, so Matthée. Also verfiel die Bäderland GmbH auf die Idee, „Attraktionen für verschiedene Gruppen“ zu schaffen und baute das Bad nur für Erwachsene aus. „Dahinter steckt ein wirtschaftlicher Gedanke“, gibt Matthée zu. „Hier haben Sie ihre Ruhe“, lockt sie die volljährige Kundschaft und gibt zu bedenken: „Man sollte auch mal ein Herz für Erwachsene haben“. Andreas Kraszczynski, Betriebsleiter des Bartholomäusbades, überlegt nun, wenigstens das kalte Schwimmbecken für Kinder häufiger zu öffnen. Doch die Therme will auch er kinderfrei halten.

Uwe Scholz