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Das PortraitBäderkönigssohn

■ Johannes Zwick

Nicht jeder Verurteilte kann von sich behaupten, daß ein berühmtes Bad nach ihm benannt ist. Und nicht jeder Verurteilte kommt nach einem Mammutprozeß um hinterzogene Steuern in Höhe von fast 71 Millionen Mark so glimpflich davon wie der junge Zwick: Der Sohn des Bäderkönigs Eduard Zwick wurde vom Landgericht Landshut zu einer Strafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. 1,63 Millionen Mark muß er zudem für eine gemeinnützige Organisation zahlen.

Damit ist das größte Steuerstrafverfahren im Freistaat Bayern beendet. Der Bäderkönigssohn Johannes kann sich wieder seinen Geschäften widmen. Die Zuschauer im Gerichtssaal hat der smarte Herr sowieso auf seiner Seite. Ihrer Ansicht nach ist hier der Sohn für das Fehlverhalten seines Vaters geopfert werden.

Bevor Johannes Zwick zum Namenspatron des Luxusbades im niederbayerischen Bad Füssing wurde, mußte er – vor 40 Jahren – erst mal geboren werden. Das war nicht weniger abenteuerlich als sein späteres Leben als Sohn. Am Fuße des Vulkans Merapi in Indonesien erblickte er die Welt, die für ihn immer eine luxuriöse sein sollte. Zu seinem Alltag gehörten die häufigen Besuche von Franz Josef Strauß.

Johannes Zwick büßt für seinen Vater mit Foto: Reuter

Der Ministerpräsident ging im elterlichen Heim nicht nur ein und aus, sondern benutzte auch die Flugzeuge der Zwick-eigenen Fluggesellschaft Z-Air. Und der Sohn durfte lernen, wie sein Vater – zunächst äußerst erfolgreich – Abschreibungsverluste in zweistelliger Millionenhöhe „baute“.

Das Verhältnis zum großen Papa freilich ist zu dieser Zeit schon gehörig angekratzt. 1982, in dem Jahr also, in dem Johannes das Bäderimperium übernimmt, gab's bei Daddy noch ein rauschendes Abschiedsfest, dann verzog er sich in die Schweiz. Dorthin wäre ihm Johannes liebend gern gefolgt, als man ihn im Januar 1994 in U-Haft nahm. Zuvor hatte Bayerns Finanzminister die Aufhebung der Niederschlagung der Steuerschulden des Zwick-Imperiums angeordnet. Da man den Vater nicht greifen konnte, traf es den Sohn.

Während des Prozesses mußte sich Johannes Zwick bei der Vernehmung seiner Mutter dann aber auch noch anhören, daß der König von seinem Filius nicht sonderlich viel hält: „Er haßt den Jungen.“ Ob dieser während seiner U-Haft in Papas Autobiographie „Heißes Wasser“ schmökerte, ist nicht überliefert. Klaus Wittmann

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