: Bad neu, Wiese weg?
■ Die neuesten Bebauungsideen für das Stadionbad und die Pauliner Marsch: Die 150 Wohnungen könnte man doch z.B. auch um den Bootshafen bauen
Eigentlich würden sie die 150 Luxuswohnungen am liebsten mittenmang auf die Liegewiese des Stadionbades bauen, der SV Werder und der Investor, die Firma Zechbau. Doch mit solch Ansinnen sind sie gleich wieder aus dem Sitzungszimmer des Ortsamtsleiters Hucky Heck geflogen. Also plante das findige Duo innerhalb einer Woche um. Nach dem neuen Konzept frißt die Wohnanlage immerhin etwas weniger Grünfläche als vorher, und ein Freibad gäbe es auch.
Zur Erinnerung: Das städtische Weserstadion soll für 25 Jahre Pacht an Werder gehen, der saniert dafür die Ostkurve und das marode Freibad. Um diese Projekte zu finanzieren, will Werder mit der Firma Zechbau als Investor auf dem Freibadgelände sowie dem angrenzenden Werder-Trainingsplatz 150 Luxuswohnungen mit 250 Autoabstellplätzen bauen. Dieses Gelände allerdings ist im geltenden Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen.
Der derzeit diskutierte Plan der Investoren sieht eine L-förmige Wohnanlage rund um die Stadionbad-Liegewiese vor, und zwar von der Mauer der Ostkurve bis auf die Werder-Trainingsweise. Der geplante Wohnriegel steigt vom Weserstadion her bis auf fünf Stockwerke (Stadionhöhe) an, zur Weser hin wird er wieder niedriger.
Abgerissen würden dafür das Vereins-Hallenbad, das direkt ans Weserstadion anschließt, sowie der Eingangstrakt des Freibades nebst Bademeisterwohnung und Umkleidetrakt. Das Hallenbad wird derzeit vom Landesschwimmverband betrieben, im vergangenen Jahr stand es auf der Schließungsliste des Senats.
Nach dem neuen Konzept sind Schwimmbecken und Planschbecken nicht mehr zusammen. Das neue Schwimmbecken mit 25-Meter-Bahn wird zum Teil von dem Wohngebäude überwölbt. Das hätte den Vorteil, daß das Becken im Winter abgeschlossen und damit zum Hallenbad umfunktioniert werden könnte. Ein Plansch- und Spielbecken dagegen würde auf der Wiese gebaut. Die Liegewiese verlöre durch den Wohnungsbau zwar ungefähr ein Drittel ihrer Fläche. Die Investoren schlagen allerdings vor, daß man an Tagen mit besonders großem Andrang den zum Wohnriegel gehörenden Grünbereich, die ehemalige Werderwiese also, als „ruhige Liegewiese“ öffnet.
„Wenn wir die ganzen Wohnungen vergessen, fände ich das ein wunderbares Konzept für ein Schwimmbad“, sagt Ortsamtsleiter Hucky Heck; ansonsten aber will er zu diesen Plänen keine offizielle Stellung beziehen. Zum einen habe sich der Beirat noch nicht dazu geäußert, zum anderen sei die ganze Angelegenheit mittlerweile zur Chefsache von Wedemeier erklärt worden.
Wenn schon die Sanierung von Ostkurve und Schwimmbad nur im Paket mit Luxuswohnungen zu haben ist, dann könnten die doch wenigstens woanders hingebaut werden, zum Beispiel rund um den Bootshafen westlich des Weserstadions – so lautet eine andere Lösung, die ebenfalls derzeit diskutiert wird. Dann bliebe die geschlossene Grünzone östlich des Weserstadions erhalten. Tennisplätze und Segelboote direkt vor der Haustür wären ja auch keine schlechte Aussicht für die besser verdienenden zukünftigen AnwohnerInnen.
Die Stimmung im Beirat geht aber laut Heck in Richtung „keine Wohnbebauung im Erholungsgebiet“. Schließlich zeichne sich seit kurzem für das Stadionbad doch noch eine finanzierbare Lösung ab: Die Gesellschaft für öffentliche Bäder hat jüngst eine Art Notsanierung vorgeschlagen, die zwar nur 7–10 Jahre halten, aber im Vergleich zu einer 10 Millionen teuren Grundsanierung nur 600-900.000 kosten würde. Darin enthalten wäre auch der vom Wasserwirtschaftsamt eingeklagte Kanalanschluß – damit das Badewasser nicht mehr in die Weser abgelassen werden muß. Jetzt muß die Politik entscheiden, was sie eigentlich will, meint Wolfgang Heise, Geschäftsführer der Gesellschaft für öffentliche Bäder.
cis
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