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Babic stellt Milosevic in den Schatten

Verhandlungen über Abzug der Armee aus Kroatien abgebrochen/ Radikale Serben gewinnen Einfluß  ■ Von Roland Hofwiler

Zagreb (taz) - Das Treffen von EG- Beobachtern mit kroatischen und serbischen Militärvertretern auf neutralem ungarischen Boden hat zu einem Rückschlag bei den Bemühungen um einen dauerhaften Frieden geführt. Die jugoslawische Armee und die kroatischen Streitkräfte brachen am Dienstag abend ihre Verhandlungen über einen Abzug der Bundestruppen aus der Republik ab. Der Vertreter der Armee, General Andrija Raseta, hatte einen vollständigen Abzug aus Kroatien als unannehmbar bezeichnet. Dies jedoch ist die Forderung des Vertreters der kroatischen Truppen, General Imre Agotic.

In der ungarischen Grenzstadt Pec konnte man sich nicht einmal über einen Teilrückzug der jugoslawischen Bundesarmee aus Kroatien verständigen. Im abschließenden Kommuniqué heißt es nur, die „Aufrechterhaltung der Waffenruhe müsse weiter eingehalten werden“. Ein neuer Gesprächstermin wurde gar nicht erst vereinbart. Raseta wiederholte erneut den bekannten Standpunkt der Armeeführung, durch die „gewaltsame Anerkennung Kroatiens und Sloweniens“ durch die EG-Staaten hätte Europa das Recht verspielt, am weiteren Frieden in der Jugoslawienfrage mitzuwirken.

Schärfer hätte die serbische Antwort nicht ausfallen können. Und klarer hätte Raseta nicht seine Ablehnung gegen die Politik des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zum Ausdruck bringen können. Bekanntlich war es der bisher unumstrittene Serbenführer Milosevic, der zur Jahreswende erklärte, „die serbischen Ziele sind erreicht“, man könne nun die UNO-Truppen in die serbisch besiedelten Gebiete Kroatiens rufen.

Das war in kroatischen Augen ein zynisches Friedensangebot. Der Milosevic-Plan sah nämlich vor, ein Drittel des kroatischen Territoriums als „neutrale Zone“ bei zukünftigen Friedensgesprächen als Verhandlungsmasse zu verwenden. Die vergangenen Tage zeigten, daß sich radikale Serbenkreise selbst damit nicht zufriedengeben. Und diese Kreise, namentlich die selbsternannten Präsidenten der Krajina, Milan Babic, und des „befreiten“ Ostslawoniens, Goran Hadic, bestimmen immer mehr die Politik Serbiens und stellen Milosevic in den Schatten.

Sah es anfangs für zahlreiche seriöse Medien danach aus, als sei es ein abgekartetes Doppelspiel — auf der einen Seite Milosevic als Friedenstifter, auf der anderen Seite radikale serbische Freischärler — glauben nun immer mehr Beobachter, Milosevics Tage als serbischer Präsident könnten gezählt sein. Zwei wichtige Hausorgane Milosevics, die ihm 1984 auch an die Macht verhalfen, Radio Beograd und die große Belgrader Tageszeitung 'Politika‘, wenden sich von ihm ab. Die Spalten und Sendezeiten füllen Erklärungen von Babic und Hadic, Milosevics Name findet nur selten Erwähnung. Grundtenor der Berichterstattung: Die bisher „befreiten“ Gebiete würden Kroatien nie mehr zurückgegeben, „lieber Krieg als Frieden“, zitiert Radio Beograd in seinen Sondersendungen zur „Zukunft Jugoslawiens“ betroffene Serben aus Kroatien.

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