BVG: Die Rückkehr der Ver.di-Ritter
Gewerkschaft verlangt neue Verhandlungen über BVG-Tarife noch vor dem Wochenende. Sonst wird Sonntag über neuen Streik beraten. Arbeitgeberverband will wie verabredet in Ruhe nachrechnen.
Ein erneuter Streik bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist wieder wahrscheinlicher. Die Große Tarifkommission der Diensleistungsgewerkschaft Ver.di forderte am Donnerstag vorgezogene Sondierungsgespräche vom Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV). Diese lehnte der KAV ab.
Erst am Mittwoch hatten die Ver.di-Verhandlungsführer und der KAV nach "schwierigen, aber konstruktiven Gesprächen" ein weiteres Treffen für den Donnerstag nächster Woche vereinbart. Nur einen Tag später kippte die Große Tarifkommission die Verabredung und warf den Arbeitgebern eine "Hinhaltetaktik" vor. Ver.di will nun spätestens am Samstag wieder verhandeln.
"Die Stimmung ist mehr als gereizt", sagte Ver.di-Verhandlungsführer Frank Bäsler der taz. "Wir haben eine Menge Schritte auf die Arbeitgeber zu gemacht, aber dort bewegt sich nichts." Am Sonntag werde die Große Tarifkommission über das weitere Vorgehen entscheiden. Bäsler schloss einen erneuten Vollstreik bei der BVG nicht aus.
KAV-Verhandlungsführerin Claudia Pfeiffer erklärte, es brauche Zeit für solide und belastbare Modellrechnungen. Vorgezogene Gespräche seien deshalb "nicht zielführend". Es sei auch nicht nachvollziehbar, dass Ver.di im Gespräch vom Mittwoch keine Bewegung erkenne. "Wir haben Anregungen von Ver.di zu einer möglichen Entgeltstruktur aufgegriffen und diese gemeinsam diskutiert", erklärte Pfeiffer. BVG-Sprecherin Petra Reetz ergänzte, ihre Spezialisten würden am Wochenende rechnen. "Wenn die fertig sind, können wir uns gerne bereits am Montag zusammensetzen."
Ver.di fordert zwischen drei und neun Prozent mehr Lohn für die BVG-Beschäftigten. Das entspricht einem deutlich höheren Betrag als die von Arbeitgeberseite gebotenen 10 Millionen Euro pro Jahr. Laut Arbeitgeber sollen davon nur die schlechter gestellten Neubeschäftigten profitieren. Ver.di fordert mehr Geld für alle Beschäftigten.
Unterstützung könnten die BVGler durch den ab Mitte April drohenden Streik im öffentlichen Dienst bekommen. In dem bundesweiten Tarifstreit lehnte Ver.di am Donnerstag den Schlichtungsspruch ab. In Berlin würde ein Streik vor allem die Stadtreinigung und die Wasserbetriebe betreffen. "Unsere Position wird dadurch gestärkt", sagte Bäsler. Das sieht die Finanzverwaltung anders. Ein Streik im öffentlichen Dienst habe keinen Einfluss auf die Haltung des Senats im BVG-Tarifstreit, sagte Kristina Tschenett, Sprecherin von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). "Ein gemeinsamer Streik ändert nichts an der Situation bei der BVG."
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