BVG: Ver.di und GdL im Wettstreik
Im Arbeitskampf bei der BVG drohen weitere Streiks. Ver.di gibt sich kampfbereit - auch weil sie mit der angriffslustigen Lokführergewerkschaft (GdL) im Wettbewerb steht.
Fahrgäste der U-Bahnen, Trams und Busse müssen mit weiteren Warnstreiks rechnen. Die Gewerkschaft Ver.di als Verhandlungsführer der BVG-Beschäftigten gibt sich ungebrochen angriffslustig und hat ein schriftliches Angebot der Arbeitnehmervertreter zurückgewiesen. "Das Schreiben ist ein kryptisches Angebot ohne konkrete Zahlen und nicht verhandelbar", sagte am Freitag Ver.di-Sprecher Andreas Splanemann.
Am Montag wollen Gewerkschafter, Betriebsräte der BVG sowie deren Tochtergesellschaft Berlin Transport (BT) zusammenkommen, um weitere Aktionen und Streikmaßnahmen zu beschließen. Ver.di fordert 250 Euro mehr Bruttolohn für alle 12.000 Beschäftigten und verlieh dieser Forderung bereits am vergangen Wochenende mit einem 39-stündigen Blitzstreik Nachdruck.
Auf die BVG kämen nach Auskunft einer Sprecherin 50 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr zu. Die Verhandlungsführer vom kommunalen Arbeitgeberverband, der alle landeseigenen Betriebe vertritt, bieten daher nur deutliche Lohnerhöhungen für 10 Prozent der Belegschaft an, nämlich für die geringer entlohnten Beschäftigten der Tochtergesellschaft BT.
Aufgestachelt wird die Dienstleistungsgewerkschaft auch durch eine drohende Konkurrenz der Lokführergewerkschaft GdL. "Unser Signal, dass das Ende der Bescheidenheit vorbei ist, kommt offenbar auch bei anderen Gewerkschaften gut an", frohlockt der GdL-Bezirksvorsitzende für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Hans-Joachim Kernchen. Sein Verband hat unter den BVG-Beschäftigten inzwischen dreistellige Mitgliederzahlen. Im März will die zuletzt bundesweit erfolgreiche Fachgewerkschaft in Berlin eine eigene Ortsgruppe Nahverkehr gründen und Ansprechpartner für die Bus-, Straßenbahn und U-Bahn-Fahrer sein: Man sehe sich als Alternative zur dominierenden Dienstleistungsgewerkschaft und werde auf den gleichen Feldern unterwegs sein. Ver.di-Sprecher Splanemann bleibt gelassen: "Die BVG ist fest in unserer Hand."
Doch BVG-Betriebsrat Gerd Rainer Giese ist überzeugt: "Ab März kommt niemand mehr an uns vorbei." Giese, der als Busfahrer arbeitet, hatte Ver.di im Sommer 2007 den Rücken gekehrt und sich an die GdL gewandt. "Hier zählt der Mitgliederwille mehr."
Man wolle Ver.di aber keine Mitglieder abwerben, betont GdL-Bezirksvorsitzender Kernchen. "Wir konzentrieren uns auf diejenigen, die noch nicht gewerkschaftlich organisiert sind." Wie viele ungebundene BVGler in Berlin herumfahren, bleibt Geheimnis von Ver.di, doch die GdL geht davon aus, dass die Mehrheit der Beschäftigten bei der BT keine Mitgliedsbeiträge entrichtet.
Gerade die 1.150 Beschäftigten der BT hätten allen Grund, unzufrieden zu sein, verdienen sie doch rund 600 Euro weniger als langjährige BVGler. Ver.di hatte 2005 einen eigenen Tarifvertrag für den öffentlichen Nahverkehr ausgehandelt, der langjährig Beschäftigten als Ausgleich für Einbußen zwar eine Sicherungszulage beschert, die Neueinsteigern jedoch verwehrt bleibt.
Ziel der GdL: Sie will so viele Mitglieder werben, damit sie künftig bei Tarifverhandlungen mit am Tisch sitzt. "Wir werden zeigen, dass wir eine schlagkräftige, basisnahe Gruppe sind", sagt Kernchen.
Der Fahrgastverband Igeb befürchtet bereits einen Profilierungswettstreit auf Kosten der Passagiere: "Beide wollen zeigen, wer heftiger kämpfen kann", meint Vorstandsmitglied Jens Wieseke.
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