BUND-Studie zu Fernsehgewohnheiten: Großes Heimkino frisst viel Energie
Moderne Fernseher verbrauchen weniger Strom. Aber der Trend zu größeren Geräten macht diese Einsparpotenziale zunichte. Ein Energielabel soll Abhilfe schaffen.
BERLIN taz | Großes Kino frisst viel Strom - auch und gerade zu Hause. Moderne Fernseher werden zwar immer effizienter, aber der Trend zu immer größeren Bildschirmen frisst mögliche Stromeinsparungen wieder auf. Das hat eine Untersuchung ergeben, die der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) anlässlich der derzeit in Berlin stattfindenden Internationalen Funkausstellung veröffentlichte.
Auch der TÜV Süd warnt vor zu großen Bildschirmen, vor allem bei Plasmafernsehern. Solche Geräte mit einer Bildschirmdiagonale von mehr als einem Meter könnten mit einem Stromverbrauch von bis zu 600 Kilowattstunden pro Jahr zu Buche schlagen.
Allerdings befinden sich die stromfressenden Plasmabildschirmfernseher schon wieder auf dem Rückzug, werden zunehmend von Geräten mit sparsameren Flüssigkristallbildschirmen ersetzt, den LCD-Fernsehern. In den vergangenen zwei Jahren habe sich der Stromverbrauch der auf dem Markt befindlichen Geräte fast halbiert, so die BUND-Analyse.
Trend zum Zweitgerät
Benötigte im Jahr 2009 ein Fernseher - bei durchschnittlichem TV-Konsum - noch durchschnittlich 214 Kilowattstunden, so sind es aktuell noch 124 Kilowattstunden pro Jahr. "Leider schmälert der Trend zu immer größeren Fernsehern und zum Zweit- und Drittgerät diesen Einspareffekt", sagt Irmela Benz, Energieexpertin des Umweltverbandes, der taz. 96 Prozent der Bundesbürger haben derzeit einen Fernseher im Haushalt, schon 23 Prozent haben zwei und 7 Prozent besitzen drei Fernseher.
Trotz eines durchschnittlich geringeren Stromverbrauchs unterschieden sich die Fernseher in Sachen Energieeffizienz immer noch beträchtlich, so Benz. Verbraucher sollten sich vor dem Kauf gründlich informieren. Benz: "Mit der Wahl sparsamer Fernseher lassen sich über die Lebenszeit der Geräte leicht mehrere hundert Euro sparen." Auch der TÜV Süd rät Verbraucher zum Vergleich. Hinweise werde das EU-Energielabel bieten, das ab Ende November Pflicht werde.
Benz sieht aber auch die Hersteller und Händler in der Pflicht. "Die Anbieter werben für den Kauf riesiger Flachbildfernseher, die in den meisten Wohnungen überdimensioniert sind." Dies laufe dem vorhandenen Willen der Verbraucher zum Stromsparen zuwider. Der Marktanteil von Geräten mit einer Bilddiagonale von mehr als einem Meter liege bereits bei etwa der Hälfte. "Für die meisten Wohnungen sind solche Fernsehgeräte deutlich überdimensioniert."
Verbraucher bräuchten mehr Aufklärung darüber, welche Geräte für welche Raumgrößen geeignet seien. Auch über die Notwendigkeit von Zweit- und Drittgeräten sollte ernsthaft nachgedacht werden. Irmela Benz mahnt: "Vor allem Kinder verbringen heute schon zu viel Zeit vor dem Fernseher."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus