BMW und Vattenfall testen Elektro-Minis: Umweltfreundlich nur mit Ökostrom
Die Bundesregierung will Elektromobilität fördern. Umweltschützer kritisieren diese Strategie: Mit Kohlestrom geladene Elektroautos seien nicht umweltfreundlich.
![](https://taz.de/picture/370459/14/elektro.jpg)
Wenn aus einem normalen Kleinwagen ein Zweisitzer wird, kann der Elektroantrieb schuld sein. BMW stellte am Dienstag in der britischen Botschaft in Berlin sein Projekt Mini E vor, mit dem einige hundert Fahrzeuge in Großversuchen in Los Angeles, New York, London und Berlin getestet werden sollen. In Berlin werden 50 Elektro-Minis im Einsatz sein. Gefördert wird das Projekt, das die Alltagstauglichkeit der Elektroautos ermitteln soll, vom Bundesumweltministerium. Den Strom für den Elektro-Tank liefert der Energiekonzern Vattenfall, der öffentliche Ladesäulen in der deutschen Hauptstadt aufstellen wird.
Vom Gebrauchswert eines herkömmlichen Kleinwagens sind diese Elektro-Minis allerdings noch meilenweit entfernt: Auf die Rückbank wurde zugunsten der stattlichen Batterie verzichtet, es können also nur zwei Personen mitfahren. Der Kofferraum fasst nur 60 Liter, und mit einer voll geladenen Batterie kann man durchschnittlich 180 Kilometer fahren. Zweieinhalb Stunden dauert das Vollladen der Batterie. "Das sind genau zwei Stunden und 28 Minuten zu lang", raunte ein Besucher bei der Präsentation des Mini.
Für Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) ist das Projekt dennoch revolutionär. "Elektrofahrzeuge ermöglichen in Verbindung mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen eine klimaverträgliche Mobilität." Zudem könnten die Batterien geparkter Elektroautos als Pufferspeicher für die schwankenden Energieeinträge aus Windkraft- und Solarstromanlagen dienen. "Nur mit Ökostrom wird ein Elektroauto zum echten Nullemissionsfahrzeug." Dann emittiere ein Elektrofahrzeug nur 5 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer. Selbst beim derzeitigen Strommix würden Elektrofahrzeuge weniger CO2 austoßen als durchschnittliche Fahrzeuge mit fossilem Antrieb.
Nach Plänen der Bundesregierung, die Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität ausbauen will, sollen bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straße unterwegs sein. Diese Fahrzeuge würden den Stromverbrauch insgesamt nur um 0,3 Prozent erhöhen, prognostiziert Gabriel. Und 10 Millionen Elektrofahrzeuge würden den Strombedarf um lediglich 5 Prozent steigern. Selbst dies lasse sich ohne einen zusätzlichen Neubau von Kraftwerken realisieren, so Gabriel. Allein die effiziente Nutzung der bisherigen Stromerzeugungskapazitäten würde dafür ausreichen.
Umweltschützer halten von der Elektomobilitätsstrategie der Bundesregierung wenig; sie fordern stattdessen eine Abrüstung herkömmlicher Fahrzeuge, die leichter, sparsamer und langsamer werden müssten. "Elektroautos mit schmutzigem Strom sind Klimaschweine", stand auf einem Transparent, mit dem Greenpeace vor der Berliner Kongresshalle am Alexanderplatz demonstrierte, in der die Strategiekonferenz Elektromobilität stattfindet. "Die jetzigen Elektrofeldversuche der Autoindustrie sind lediglich Pseudoklimaschutzprogramme, um ihr Image aufzupolieren", sagte Greenpeace-Verkehrsexperte Marc Specowius. Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben wolle, dürfe nicht mit Konzernen wie Vattenfall oder RWE kooperieren. So emittiere der Mini mit Vattenfall-Strom, der zum Großteil aus Kohlekraftwerken stammt, 133,5 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Elektro-Smart von Daimler habe mit RWE-Strom sogar einen höheren CO2-Ausstoß als mit Dieselmotor.
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