„BIN ICH BERÜHMT?“

■ Klick sprach mit dem Tänzer Ismael Ivo

Ismael Ivo, ein brasialianischer Tänzer, ist in Berlin auf dem Krakatau-Festival und leitet einen Workshop. Er wird in diesem Zusammenhang nicht auftreten, sondern läßt Einblicke in die Welt seiner Tänze zu.

Klick: Was machen Sie genau?

Ismael Ivo: Ich leite hier einen Tanzworkshop.

Was für ein Tanz ist das genau?

Das ist ein Workshop, der offen ist für alle, also auch für diejenigen, die keine Tanzerfahrung haben. Ich nenne ihn Körperbegegnung, es werden die Grundelemente der Bewegung gezeigt.

Wie sind Sie zum Tanz gekommen?

Es war ein Prozeß, ich bin nicht als Tänzer geboren, ich habe zuerst mit Theater angefangen. Im Theater habe ich mich mehr auf die Bewegung konzentriert und habe mich dann dort ausgebildet. Ich habe Tanz als mein Ausdrucksmittel gewählt. Die Sache hat sich entwickelt.

Braucht man für diese Art von Workshop eine spezielle Vorbildung?

Auf jeden Fall. Ich bereite mich nachmittags vor, überlege, was ich schon gemacht habe, überlege, wie sich die Gruppe entwickelt hat und was ich den Teilnehmern vorschlagen kann, um das weiter aufzubauen. Ich habe Krakatau ein Projekt vorgeschlagen, nachdem ich die Einladung bekommen habe. Die Gruppe ist geschlossen, weil die Inhalte aufeinander ausbauen.

Wie lange trainieren Sie täglich?

Wenn ich nicht auf Tournee bin, mindestens vier Stunden täglich.

Wie sieht das Training aus?

Ich versuche, so nah an meinem Körper zu sein wie möglich. Ich höre auf meinen Körper, ich höre in mich hinein, welche Übungen mein Körper braucht. Ich höre, welches Bedürfnis in meinem Körper da ist.

Ist für Sie in Ihrer Kunst überhaupt noch möglich, sich weiterzubilden?

Zu sagen, daß eine Entwicklung abgeschlossen ist, daß man fertig ist, bedeutet, daß man praktisch tot ist. Es gibt kein Ende einer Entwicklung. Ich kann immer wieder Neues entdecken, neue Bewegungen, neue Ausdrücke finden. Das macht auch die Kunst aus. Zu sagen, daß man fertig ist, wäre das Ende der Kunst. Als Künstler ist man nie zu ende mit seiner Entwicklung.

Was zeigen Ihre Tänze?

Durch meinen Tanz kann ich eher meine Ansichten und Überlegungen zum Ausdruck bringen.

Sind es bestimmte Geschichten, die Sie darstellen?

Ich kann mich zum Beispiel von einem Buch inspirieren lassen. Oder von Dingen aus dem Alltag. Ich muß das darstellen, was mich wirklich berührt. Und ich muß es weitergeben.

Wie sind Sie berühmt geworden?

Ach, ich bin berühmt?

Sonst würden wir Sie nicht interviewen!

(lacht herzhaft) Was bedeutet es überhaupt, berühmt zu sein? Das ist ein relativer Begriff. Für mich stand es nicht fest, daß ich erfolgreich sein wollte. Meine Gefühle und Ansichten in meiner Sprache, nämlich dem Tanz, wollt ich einem Publikum vermitteln, und ich hoffte auf eine Resonanz. Es ist klar, daß es mir Freude macht, wenn ich die Resonanz bekomme, aber die Berühmtheit stand nicht im Vordergrund.

Können Sie Eindrücke von den Tourneen in Ihren Tanz mit einbauen?

Natürlich verwende ich Bilder von Erfahrungen, es war wichtig, mit anderen Völkern und Kulturen in Kontakt zu treten. Durch meine Arbeit habe ich Gelegenheit, beispielsweise war ich vor zwei Monaten in Japan. Das bedeutet aber nicht, daß ich sage, jetzt bin ich in Japan, jetzt mach‘ ich etwas Japanisches. Die erfahrungen und Bilder, die mich berühren, habe ich in mir. Wenn ich ein neues Stück kreiere, kommen die Bilder, die dazu passen, automatisch wieder hervor. Es ist ein natürlicher Prozeß. Die Bilder sind gespeichert und kommen irgendwann einmal zur Verwendung.

Timo Nobis (17 Jahre) Matthias Mergeay (16 Jahre

Wir bedanken uns für die freundliche Übersetzung von Frau Valentin.