BERLIN SPART AN DER SEXUELLEN VIELFALT : Senat will Etat für Bildungsmaßnahmen zur Toleranz kürzen. Grüne und LSVD protestieren
Der Senat will in Sachen Aufklärung über sexuelle Vielfalt an Schulen künftig sparen. Der Etat für die Bildungsmaßnahmen im Rahmen der Aufklärungs- und Toleranzinitiative sexuelle Vielfalt soll im kommenden Haushalt um 60 Prozent gekürzt werden. Die queerpolitischen SprecherInnen der Grünen, Anja Kofbinger und Thomas Birk, und der Lesben- und Schwulenverband LSVD rufen deshalb zu einer Protestkundgebung vor der Senatsbildungsverwaltung auf.
Die Initiative „Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ wurde 2010 von der damals rot-roten Landesregierung ins Leben gerufen. Sie sollte dazu beitragen, unter anderem an Schulen die Akzeptanz sexueller Vielfalt zu erhöhen. Dazu gehörten neben der Entwicklung und Bereitstellung von Materialien auch Angebote entsprechender Lehrerfortbildungen und Projekte für SchülerInnen. In den ersten zwei Jahren standen der Initiative insgesamt über 2 Millionen Euro zur Verfügung. Bereits im ersten rot-schwarzen Haushalt wurde der Etat für die einst von allen Fraktionen im Abgeordnetenhaus unterstützte Initiative dann massiv eingestampft. Für Lehrerfortbildungen und Schulprojekte standen der Senatsbildungsverwaltung etwa nur noch 250.000 Euro zur Verfügung. Nun soll diese Summe nochmals gekürzt werden: auf 100.000 Euro im kommenden Haushalt.
Kürzungen unverständlich
Auch der LSVD unterstützt deshalb die Protestaktion. Die aus der Initiative heraus entwickelten Angebote an Fortbildungen für Lehrer und Projekten für Schüler würden „gut angenommen und nachgefragt“, so LSVD-Sprecher Jörg Steinert: „Die Kürzungen sind deshalb unverständlich.“ Und die Maßnahmen weiter dringend nötig, meinen die Grünen Kofbinger und Birk. Denn „schwul“ sei nach wie vor ein Schimpfwort an Schulen, SchülerInnen, deren Identitäten „nicht der heterosexuellen Norm entsprechen“, einem höheren Suizidrisiko ausgesetzt.
Auch in der Senatsschulverwaltung selbst ist man über die Kürzungen nicht glücklich. „Wir halten das Thema für wichtig und hoffen, dass da noch Spiel im Haushalt ist“, heißt es aus der Pressestelle. Mehr wolle man aber zu den „noch laufenden Verhandlungen“ nicht sagen.
Die Protestkundgebung vor der Senatsbildungsverwaltung in Mitte findet am heutigen Mittwoch ab zehn Uhr statt. AKW