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Archiv-Artikel

BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER Gute Lebensmittel, aber ohne Ökopose

Jan Feddersens Gastrokritik: Das Prinzalbert am Weinbergspark ist die beste Adresse in Berlin-Mitte, wenn’s um Frühstück geht

Man befindet sich in Berlins Mitte, wo es sich am urbansten anfühlt: am Weinbergspark. Das Hotel, das einen unverstellbaren Blick den Weinbergspark herunter bietet, heißt Prinzalbert. Man führt das Regenbogensignet auf der Karte wie an der Tür: Hier fühlt sich auch der Tourist wohl, der diese Woche für den Christopher Street Day (CSD) anreist.

Vor allem – und eigentlich in erster Linie – das Frühstück muss gepriesen werden: Wo ist der Service so still wie möglich, wo hat das Personal das feinste Gefühl für den Wunsch, auf der Terrasse in Ruhe Zeitung zu lesen, und doch mit Blick in den Park alles im Griff, jedenfalls im Blick zu haben? Schon morgens Asiatisches mit Saté-Spießchen, Dim Sum und Frühlingsrollen ist nicht jedermenschs Sache, auch nicht ein englisches Frühstück, aber beides haben wir dort gegessen – und alles war liebevoll angerichtet.

Besitzer Andreas Meyer scheint die Ruhe selbst, was am Wochenende wichtig ist, denn dann ist der Laden voll, dann zieht sich auch die Jeunesse d’orée von Mitte, die sonst gern in unaufgeräumten-abgedimmten Parterrewohnzimmern Clubleben spielt, ins Prinzalbert.

Alles ist gut zubereitet, man wird satt. Das Prinzalbert schwört außerdem, und das ohne besondere Ökopose, auf gute Produkte: Fleisch und Eier entsprechen den üblichen Mitte-Standards, die Eier, das nur nebenbei, zergehen im Mund wirklich wie Eier – und das Frühstücksei, eigens wachsweich bestellt, ist denn auch so geraten.

Aber funktioniert das Haus auch abends? Ja, tut es. Das Carpaccio vom Rind ist von zeitungsseitendünner Qualität, dazu ein guter Brotkorb, eine Pfeffermühle, etwas Limone am Rande: Das ist eine feine Überbrückung für den späten Nachmittag, wenn es für das Abendessen zu früh und für den Lunch längst zu spät ist.

Donnerstags, hieß es, werde Live-Jazz geboten: Das ist richtig, aber ist auch nicht was für all jene, die Jazz für viel zu laute Unterhaltungsmusik halten – und das noch mit der Attitüde. Aber das Barbeque … nicht übel. Sonnabend, das loben viele, die dort schon waren, ein Ausklang der Nacht – zwischen 14 und 19 Uhr, dirigiert von einem DJ, der ja wissen muss, was man in diesen durchgemachten Stunden verträgt und was nicht. Kinder werden freundlich, sehr freundlich, fast behütend umsorgt. Alle Varianten des Frühstücks, die sie sich wünschen – beispielsweise Saté-Spießchen an Rührei mit Frühlingsrollen und Remoulade – werden brav zusammengestellt: Und lärmen können sie auch, aber das haben wir dort noch nie erlebt. Das Prinzalbert ist die beste Adresse in Mitte, wenn’s um Frühstück geht, leider erst ab 8.30 Uhr!

PRINZALBERT, Berlin-Mitte, Veteranenstr. 10, U-Bahn-Haltestelle Rosenthaler Platz, täglich 8.30 bis 2 Uhr, Hauptgerichte 2,50 bis 14,50 €. Keine Kreditkarten; Fon (0 30) 5 90 02 94 www.prinzalbert-berlin.de