BENNO SCHIRRMEISTER UNVERBREMT : Oppositionelle Sinnsucher
Redet Ihr Gegenüber manchmal flotter, als Ihre Synapsen funken? Kapieren Sie nie ganz, was eigentlich Sache ist? Wenn Sie Mitglied der CDU-Fraktion wären, wüssten Sie jetzt, was zu tun ist – nämlich: eine kleine Anfrage stellen, oder wenigstens einen schriftlichen Bericht nebst tabellarischer Darstellung anfordern. Zum Beispiel wegen der aktuellen Stunde im Mai-Plenum der Bürgerschaft.
Da ging’s um den Nachtragshaushalt wegen der Steuerschätzung – und wie immer, wenn die Bürgermeisterin spricht, war der Oppositionsführer kurz vorm Hyperventilieren. „Wo sparen Sie denn?!“, japste Thomas Röwekamp. „Wo sparen Sie denn?“, und noch mal und mindestens noch einmal, eher zwei, irgendwann wird das Protokoll das klären. „Sie haben uns noch nicht gesagt, wo Sie sparen?!“ Und klopfte mächtig auf sein Tischchen.
Karoline Linnert erbarmte sich schließlich und rezitierte spontan eine Sparmaßnahmenliste, von Altersteilzeit über Kreditmanagement bis „Zusatzkosten für Kammerphilharrmonie privat finanziert“, gänzlich unsortiert, 24 Punkte, puh!, wenigstens mitzählen haben die Unionsexperten noch können, trotz all der Aufregung. Nur: Was hatte das alles bloß zu bedeuten?
Am Freitag wird die Union das endlich erfahren. Sie hat nämlich für den Haushaltsausschuss einen Bericht zum Debattenbeitrag erbeten, schriftlich, und mit Tabelle. Aha! Das Streichen der Packhaustheatersubvention spart also 85.000 Euro jährlich, och, und die Fusion von Finanzämtern künftig 0,725 Millionen per anno – und, ei der Daus!, die Stellenkürzungen bis 2014 bringen mit 40 Millionen am meisten! Trotzdem wird eine jetzt neu einzurichten sein: Der Senat muss einen Hermeneuten einstellen, der den Christdemokraten die Reden der SenatorInnen erklärt. Damit sie künftig sinnvolle Oppositionsarbeit leisten können.