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BCCI-Crash kommt auch etliche deutsche Gläubiger teuer zu stehen

■ Der deutsche Konkursverwalter blickt bei der Bank of Credit & Commerce International nicht durch

Frankfurt/Main (dpa/taz) — Der Zusammenbruch der kriminellen Bank of Credit & Commerce International (BCCI) kostet auch einige Bundesdeutsche einiges Geld. Möglicherweise muß das am 8. Oktober in Frankfurt eröffnete Konkursverfahren über das Vermögen der beiden deutschen BCCI-Zweigniederlassungen in Frankfurt und Hamburg mangels Masse eingestellt werden, die Gläubiger würden in die Röhre gucken.

Wie bei der ersten Gläubigerversammlung gestern in Frankfurt deutlich wurde, ist das Verfahren aufgrund der undurchsichtigen internationalen Querverbindungen des Instituts und schwieriger Rechtsfragen äußerst schwierig. Das BCCI-Netz mit der Zentrale in Luxemburg und auf den Cayman-Inseln sowie Filialen in 69 Ländern ist nach Meinung US-amerikanischer Staatsanwälte wohl vor allem zum Zweck der Drogengeldwäsche durch hin- und herüberweisen gewoben worden. Der zum Konkursverwalter bestellte Frankfurter Rechtsanwalt Hans-Jochachim Caesar wies auf „noch nicht überschaubare Masseverbindlichkeiten“ hin und ließ eine mögliche Abfindungsquote offen. Das Verfahren könne sich noch Jahre hinziehen.

Die in Deutschland zunächst auf rund 110 Millionen DM taxierte Überschuldung dürfte nach seiner Einschätzung weit höher liegen. Das Vermögen des BCCI-Deutschland- Ablegers wurde mit 26 Millionen DM angegeben. Ein genauer Überblick und eine Konkurs-Eröffnungsbilanz seien aber weiterhin nicht möglich. Caesar berichtete, daß die BCCI-Holding in Luxemburg, zu der die beiden Deutschland-Filialen gehörten, bereits 1989 einen Fehlbetrag von 500 Millionen US-Dollar ausgewiesen hätten. Über den Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit sei aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage möglich.

Nach Angaben des Konkursverwalters sind 171 Millionen DM von der BCCI-Mutter in Luxemburg auf die Cayman-Inseln transferiert worden. „Dieses Festgeld ist weg“, meinte Caesar. Er kritisierte, daß er „keinerlei geordnete Akten“ vorgefunden habe. Auch Dienstverträge habe es nicht gegeben. Nach seiner Darstellung bestand das Deutschland-Management der Bank fast völlig aus Indern und Pakistani. Diese hätten die geschäftliche Korrespondenz meist in ihrer Landessprache oder in Englisch erledigt. Von den ursprünglich 64 Mitarbeitern sind noch knapp 30 Beschäftigte übrig, die ihre Kündigung erhalten haben. Im Streit mit dem Gesamtbetriebsrat um einen Sozialplan für drei Millionen DM zeichne sich inzwischen eine Einigung ab.

Ein Vertreter des Einlagensicherungsfonds der Banken bezifferte die Kundenforderungen auf 97 Millionen DM zuzüglich Zinsen. Die BCCI-Kunden waren über diesen Fonds bis zu sechs Millionen DM pro Anleger geschützt. Die BCCI war Anfang Juli auf Betreiben der Bank von England wegen des Verdachts schwerer Betrügereien vorläufig geschlossen worden. Am 8. Oktober war der Konkurs über die deutsche BCCI eröffnet worden. Seither ruht der Betrieb. dri

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