piwik no script img

■ Das PortraitAxel Nawrocki

Den Mann muß die Sorge um seine Altersversicherung immer bewegt haben. Unter 370.000 Mark Jahressalär wollte es Axel Nawrocki als Geschäftsführer der geplatzten Berliner Olympiatruppe nicht machen. 90.000 Mark Abfindung für ein paar Wochen Jahresurlaub kann er nun zusätzlich abbuchen. Und seit dem 1. Januar 1994, als oberster Berliner S-Bahn- Schaffner, geht es auf die halbe Million zu. Das alles ohne Nachweis einer Qualifikation. Warum auch, der Mann benutzt dafür seinen CDU-Fahrschein. Die Berliner Alternativen nannten dies „dreiste Klientelversorgung“.

Schaffner mit Rekordgehalt Foto: H. Drach

Axel Nawrocki ist im schwarzen Filz immer nach oben gefallen. Das rechte Parteibuch half dem gebürtigen Schlesier schon in den siebziger Jahren am Rhein, wo er als Leiter des Bonner Büros die Stellung für CDU- Landeschef Kurt Biedenkopf hielt und es in Düsseldorf bis zum Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion brachte. Außerdem übte sich Nawrocki nach seiner Promotion an der TU Aachen als Unternehmensberater bei Kienbaum und Partner. 1990 wechselte der heute 48 Jahre alte Vater von zwei Kindern zur Treuhandanstalt in die Abteilung Controlling, Planung und Sonderaufgaben und verdiente sich den Ruf eines Spürhunds für Stasi- Seilschaften in einstigen Ostbetrieben. Nach dem Abgang des ersten Berliner Olympiamanagers und Modegecks, Lutz Grüttke, kam Axel Nawrocki 1992 als arbeitsamer Olympiahelfer gerade recht. Doch der verlängerte Arm Willi Daumes erwies sich als Terminator der eigenen Bewerbung. Schon 1992 wurden Zweifel an Nawrockis Kompetenzen laut. Zwar mimte er den Reitersmann, von Sportpolitik jedoch hatte er keine Ahnung.

Heute wissen wir, daß Nawrocki an „Olympia 2000“ selbst nicht glauben wollte. Der teure Axel ist sich aber keines Fehlers bewußt. Warum auch. Der Mann hat Ungewöhnliches geleistet. Nie zuvor hat ein Manager einer Kommune mehr Geld aus der Tasche gezogen. Seinen neuen Job, bei dem der Daimler-Chef Edzard Reuter in alter olympischer Freundschaft wohl den Einstieg ins Berliner S-Bahn-Geschäft mit Spezi Heinz Dürr (Ex-AEG) ebnet, trat er ohne Konzept an. Warum auch. Die Pleite der alten S-Bahn ist besiegelt. Und Nawrocki wird wohl weiter hinauffallen. rola

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen