■ Kommentar: Automobiler Irrsinn
Zugegeben: Die Stadtautobahn auf dem Osterbekkanal oder eine Freigabe der Mönckebergstraße für 40-Tonner sucht man in dem „Verkehrsentwicklungskonzept Hamburg“ vergebens. Wer allerdings wissen will, wie der automobile Irrsinn der 60er Jahre als Light-Version in das sprachlich-methodische Gewand der ökologiebewußten 90er Jahre verpackt werden kann, wird in dem richtungsweisenden Planentwurf der Baubehörde allüberall fündig.
Unter einem gewaltigen Wortmüll von „Schutzzielen“ und „Wohlfahrtszielen“, flottem Gesäusel von Schadstoff-Minderung und Steigerung der Lebensqualität verbirgt sich der alte Irrweg: Verkehrspolitik gleich Baupolitik.
Das konsequente Festhalten am Steinzeitcharakter der Hamburger Verkehrspolitik wird festgeschrieben. Ob wahnwitziger Transrapid oder sinnvolle Stadtbahn, überteure Flughafen-S-Bahn oder abenteuerlicher Elbtunnel – die Bauwut der Tiefbauingenieure beherrscht das ganze Planwerk, die LKW-Tauglichkeit Hamburgs ist Maxime.
Entlarvend deutlich wird dies im dicken Maßnahmenteil. Hier reiht sich Straßenzug auf Straßenzug ein Ausbauwunsch an den nächsten. Voscherau und Wagner, wahlstrategisch total auf die Fiktion vom männlichen Facharbeiter mit Bleifuß fixiert, haben ganze Arbeit geleistet.
Dabei geht es doch so einfach anders: Ein kleiner Blick nach Amsterdam, Zürich, Wien, Stockholm, Paris, München oder Freiburg hätte ja schon gereicht. Florian Marten
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