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Autofocus–Geschoß

■ Gewerkschaft der Polizei drängt zur Beschaffung neuer Gummi–Geschosse / Studie über ein 30 Millimeter–Modell

Von Klaus Wolschner

Bremen (taz) - Die Gewerkschaft der Polizei macht sich Sorgen. Es bestehe die Gefahr, berichtet das Juli–Heft des Verbandsorgans, daß „jahrzehntelanges Bemühen von den Herstellern bis zur Forschungs– und Entwicklungsstelle für Polizeitechnik an der Polizeiführungsakademie in Hiltrupp letztlich für die Katz gewesen ist“. Eine Delegation der Gewerkschafter hat sich bei der Waffenfirma Heckler & Koch über den Stand der Entwicklung von Gummigeschossen informiert. „Die Fachleute setzen auf Druckluft“, allerdings sei aus politischen Gründen „die Luft raus“ aus dem Projekt. Denn die CDU– und SPD–Bundesländer würden sich nicht einig, und medizinische Gutachten hätten die Gefahr „unverhältnismäßig großer Verletzungen“ attestiert. Das gänzlich auszuschließen sei „eine allerdings utopische Forderung“, kommentiert das Gewerkschaftsorgan: „Man muß sich darüber im klaren sein, daß ein polizeiliches Einsatzmittel grundsätzlich - wie von der GdP mehrfach gesagt - nicht gesundheitsfördernd sein kann. Wer auf dem Hintergrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten überhaupt polizeiliche Einsatzmittel für richtig und wichtig hält, kommt an dieser Erkenntnis nicht vorbei.“ Die Gewerkschafter berichten dann über eine interessante Variante des Gummi–Geschosses: 30 Millimeter soll ihr Durchmesser sein, schon im vergangenen Sommer habe Heckler & Koch eine Studie dazu vorgelegt. Um dem Kollegen im Dienst die Entscheidung abzunehmen, ob er den Druck und somit die Aufprall– Wucht auf einen 15 oder einen 60 Meter entfernten „Störer“ einstellen soll, könnte Heckler & Koch eine von Fotogeräten her bekannte „Autofocustechnik“ einbauen. Dies würde eine „Abschätzung der Distanz zum Störer überflüssig“ machen. Der Waffenfirma allerdings fehlt es an einem klaren Auftrag der Innenminister, berichtet das Gewerkschaftsorgan. „Woran es fehlt“, so betonte der GdP–Vorsitzende Hermann Lutz, „ist die notwendige Konsequenz in Fragen der inneren Sicherheit.“

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