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Autodidaktin und Kumpel siegen

Das Frauenteam des Deutschen Judo-Bundes (DJB) saß einträchtig in fröhlicher Runde in der Hotelbar zusammen und feierte die Titel von Alexandra Schreiber (Leverkusen) und Karin Krüger (Pirmasens) sowie den zweiten und dritten Platz von Regina Sigmund und Gabi Ritzschel (beide Rüsselsheim) bei der 40. Europameisterschaft in Frankfurt.

Die Männer waren nicht gerade bester Laune. Der EM-Zweite Marc Meiling hatte Probleme mit der Doping-Kontrolle, der unplacierte Olympia-Zweite Frank Wieneke lag enttäuscht auf dem Bett.

Doch Alexandra Schreiber, die nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1987 lange pausieren mußte, jubelte : „Das sind Augenblicke, die man nicht vergißt. Eine Goldmedaille ist immer noch der schönste Lohn für alle Anstrengungen.“ Die 27 Jahre alte Sportstudentin ist Autodidaktin. Sie trainiert allein, kennt ihren Körper, ihre Psyche und die Mechanismen, um im Judosport ganz vorn zu sein. Durch ihren Sieg gibt es für die Judo-Abteilung bei Bayer Leverkusen vom Werk wahrscheinlich einen finanziellen Nachschlag von mindestens 10.000 DM.

Gegen den DJB erhebt die Europameisterin einen Vorwurf: „Ich bin enttäuscht vom Verband, der mir bei der Vermarktung meines WM-Titels bisher wenig geholfen hat.“ Ihr nächstes Ziel: Goldmedaille beim ersten Olympia-Turnier in Barcelona 1992.

Im Gegensatz zu Alexandra Schreiber ist Karin Krüger eher ein „Kumpel“, der Freunde in unmittelbarer Nähe braucht, um erfolgreich zu sein. Die 31 Jahre alte Sprecherin der Nationalmannschaft denkt noch nicht ans Aufhören: „Erst wenn ich auf der Matte richtig verkloppt werde, dann trete ich ab.“

Vor zwölf Jahren gewann die „alte Dame“ in der DJB-Auswahl ihren ersten EM-Titel. Sie machte vor einiger Zeit ihren Platz in der Klasse bis 66 Kilogramm frei, um nicht mit Alexandra Schreiber zu kollidieren oder im Abseits zu stehen. „Ich bin aber nicht allein auf Judo fixiert. Meine heimliche Liebe gilt der Gitarre und dem Fußball. Mit beiden spiele ich gern“, erzählt die angehende Krankengymnastin.

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