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Austro-Marxismus und Stadtwerke

AustroMarxismus und Stadtwerke

Wie kann das passieren, daß ein Stadtwerke-Betrieb den Druck eines Buches über „Austromarxismus und Staat“ mit 3.000 Mark fördert? Das kam ganz einfach so, berichtete Christoph Butterwegge gestern vor dem Stadtwerke-Ausschuß: Stadtwerke-Chef Czichon ist Absolvent des Bremer Technikums. Butterwegge arbeitet mit an einem Buch, das zum 100jährigen Jubiläum des Technikums 1994 erscheinen soll. So interviewte er Czichon. Und da Czichon dabei erzählte, er wäre gern Dozent geworden, da kam es zu einer Wende im Interview. Butterwegge, der auch gern Dozent werden möchte, erzählte, ihm fehle es am Kleingeld, um seine Habilitationsschrift drucken zu lassen. „Ich fand das nicht ungewöhnlich“ sagt Butterwegge. Obwohl der Zusammenhang des Themas „Austromarxismus und Staat“ mit den Unternehmenszielen der Stadtwerke „nicht so direkt“ sei. Und Czichon deutete an, ohne einen förmlichen Brief des Rektors sei da nichts zu machen.

Butterwegge schrieb an den Rektor, ob die Uni nicht zahlen könne. Die Uni hat dafür allerdings keinerlei Haushaltsmittel. Rektor Timm lehnte also ab, schrieb aber gleichzeitig den erbetenen Brief an Czichon. Und die Stadtwerke zahlten, Czichon bekam ein Austromarxismus-Exemplar für seine private Büchersammlung. Daß alle drei Beteiligten, Timm, Czichon und Butterwegge, Mitglied der SPD sind, habe mit der Gewährung des Druckkostenzuschusses nichts zu tun, erklärte Butterwegge. K.W.

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