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Australisches ParlamentArbeitsloser Auto-Fan wird Senator

„Wir sind stolz auf unsere Autos, stolz auf unsere Nation.“ Ein Arbeitsloser hat im Mai eine Auto-Partei gegründet und ist nun Abgeordneter. So einfach geht das.

Sydney: ein potentieller Wähler der Auto-Partei Amep. Bild: image/Xinhua

SYDNEY dpa | Ein arbeitsloser Sägewerk-Arbeiter ohne jegliche politische Erfahrung zieht als Abgeordneter in die zweite australische Parlamentskammer ein. Die Wahlkommission bestätigte gut drei Wochen nach den Parlamentswahlen am Dienstag, dass Ricky Muir (32) als einer von 76 Senatoren gewählt wurde.

Muir trat für die obskure Autoliebhaber-Partei Australian Motoring Enthusiast Party (Amep) an. „Wir sind stolz auf unsere Autos, wir sind stolz auf unsere Nation“ ist die Präambel ihres Wertekatalogs, der unter anderem eine Lanze für niedrige Steuern, Kameradschaft und robuste nationale Sicherheit bricht.

Möglich wurde die politische Karriere durch das ungewöhnliche australische Wahlsystem. Kleinere Parteien können bestimmen, wem ihre Stimmen zugeschlagen werden, wenn in einer ersten Auszählrunde kein Sieger ermittelt wurde. Die schwächsten Parteien werden eliminiert. Oft gibt es mehrere Auszählrunden. Muir bekam weniger als ein halbes Prozent der Stimmen im Bundesstaat Victoria.

Muir kommt aus Maffra, einem Ort mit weniger als 5.000 Einwohnern, rund 220 Kilometer östlich von Melbourne. Er hat sein ganzes Leben in der ländlichen Region verbracht. Einen Anzug besitzt er nicht, wie er einräumt.

„Mehr Balance im Senat“

„Ich bin der typische Durchschnittsaustralier, ich dachte, ich sollte mal etwas Balance in den Senat bringen“, sagte er in einem Interview mit der Zeitung The Australian. Für Muir ist die Wahl wie ein Jackpot. Er verdient sechs Jahre lang umgerechnet 135.000 Euro im Jahr und bekommt anschließend eine sichere Rente auf Lebenszeit.

Mit 500 Unterschriften und umgerechnet 200 Euro kann jeder in Australien eine Partei gründen. Die Amep besteht erst seit Mai 2013. Sie sammelte im Wahlkampf gerade mal 4.000 Euro Spenden ein.

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3 Kommentare

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  • G0
    Gastname 007

    Das ist Demokratie. Bei und im BT sitzen doch nur Beamte, Lehrer und Juristen.

    • C
      Christian
      @Gastname 007:

      naja, wohl er nen bug im wahlrecht. Der Mensch hat mit 0,5% der Stimmen in seinem Bundesstaat (Victoria) einen von 6 Sitzen geholt.

       

      Da haben wohl auch die meisten Wähler nicht mit gerechnet, dass das was sie als zweit-, dritt-, viert- usw. Präferenz angeben in dem komplizierten Wahlverfahren noch eine Rolle spielen würde...

  • L
    Luris

    Hey, das ist Demokratie. So what? Vorschläge für eine Alternative?