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Australien OpenVier gewinnt

1962 waren Schläger, Spielweise und Kleidung anders: Und Rod Laver gewann alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Jahr – das schaffte keiner seiner Nachfolger.

Rod Laver signiert Rod Laver: Vor 50 Jahren gewann der Australier den Grand Slam. Bild: dpa

MELBOURNE taz | In grünen und blauen Buchstaben prangt sein Name auf zwei Seiten über dem Eingang zur Arena. Dieses Stadion, so sagt der schmächtige Mann mit dem schütteren Haar, sei das Kronjuwel seiner Karriere. Es muss ein großartiges Gefühl sein, eine eigene Arena zu besitzen, aber wem stünde eine solche Ehre mehr zu als ihm?

Rodney George Laver, am 9. August 1938 in Rockhampton, Queensland geboren, ist der letzte Tennisspieler, der den sogenannten Grand Slam gewann, also innerhalb eines Kalenderjahres die Meisterschaften von Australien, Frankreich und den USA, dazu die All England Championships in Wimbledon. Zum ersten Mal 1962 als Amateur, sieben Jahre danach auch als Profi.

Nicht nur Spielweise, Schläger und Kleidung sahen vor 50 Jahren völlig anders aus als heute. Der Sport kam auch ohne die moderne Aufgeregtheit aus. In einem Gespräch mit der australischen Tageszeitung Herald Sun meinte Laver kürzlich, zu Beginn der sechziger Jahre sei das alles nicht so ernst genommen worden. "Ich schätze, diesmal werde ich es mit dem Grand Slam probieren", habe der große australische Rivale Roy Emerson mal im Scherz nach einem gemeinsamen Finale zu ihm gesagt.

Auch Laver selbst ging mit der Aussicht, die Tat des Amerikaners Donald Budge aus dem Jahr 1938 zu wiederholen, so lange relativ entspannt um, bis sie konkret wurde. Doch beim Matchball im entscheidenden Spiel, dem Finale der US Open 1962 gegen Emerson, wurde er auf einmal so nervös, dass er einen Volley in die Wolken schoss. Beim nächsten Versuch hatte er sich wieder im Griff, und Emerson war der Erste, der ihm gratulierte. Der zweite Gratulant war Budge. Er begrüßte Laver mit den Worten: "Du bist gerade einem exklusiven Klub beigetreten."

Zwei Jahre später wechselte Laver zu den gerade gegründeten Profis, damit verlor er die Spielberechtigung für die großen Turniere, wo bis 1967 nur Amateure zugelassen waren. Mit Beginn der sogenannten Open Era kehrten die Profis zurück, mit ihnen auch Laver, und der spielte so dominant wie eh und je. 1969 gewann er zum zweiten Mal den Grand Slam.

Golden Slam

Das schaffte seither kein Mann mehr. Bei den Frauen gelang es 1970 der Australierin Margaret Smith Court, und Steffi Graf krönte 1988 ein überragendes Jahr mit dem sogenannten Golden Slam, als sie sich zusätzlich auch die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Seoul schnappte.

Bei den Herren gab es Kandidaten, doch jedem fehlte am Ende ein Sieg. Jimmy Connors gewann 1974 drei Titel - auf den vierten hatte er keine Chance, weil er für das French Open in jenem Jahr gesperrt wurde. Mats Wilander fehlte 1988 der Sieg in Wimbledon, Roger Federer 2004, 2006 und 2007 jeweils nur der Titel in Paris. 2010 folgte Rafael Nadal, und Novak Djokovic gewann 2011 in Melbourne, Wimbledon und New York.

Es spricht einiges dafür, dass diese Beinahe-Grand-Slams so viel wert sind wie Rod Lavers Vierfachsieg. Zu Lavers Zeiten wurden drei der vier Grand-Slam-Turniere auf Rasen gespielt, die Konkurrenz war längst nicht so stark wie heute, und die Spieler waren weniger starken Belastungen ausgesetzt.

Nach einem Schlaganfall, den er 1998 während eines Fernseh-Interviews erlitten hatte, geht es Laver längst wieder gut, und von Zeit zu Zeit lässt er sich bei den großen Turnieren sehen. Seit ein paar Tagen ist er wieder in Melbourne, aufgrund des Jubiläums. Mit Vergnügen wird er die Halbfinals verfolgen, Donnerstag (9.30 Uhr MEZ) die Partie zwischen den alten Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal, am Tag darauf die Begegnung des Titelverteidigers Novak Djokovic mit dem Schotten Andy Murray, die Neuauflage des Finales vom vergangenen Jahr.

Djokovic gewann am Mittwoch gegen den Spanier David Ferrer (6:4, 7:6, 6:1), doch es war eine bizarre Partie. Zu Beginn des zweiten Satzes schien sich der Serbe bei einem Ausfallschritt eine Verletzung im Oberschenkel zugezogen zu haben, eine Viertelstunde später lief er wieder wie ein Hase. Aber über weite Strecken wirkte er erschöpft und schnappte nach Luft, und er hatte ein wenig Glück, dass Ferrer in den entscheidenden Momenten zitterte. Wie gut er wirklich in Form ist, wird sich Freitag zeigen, in der Arena, die den Namen des großen Rod Laver trägt.

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