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Ausschreitungen in KalifornienTödlicher Polizeischuss auf Schwarzen

Im US-Bundesstaat Kalifornien kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen, nachdem ein Polizeibeamter am Neujahrstag einen Schwarzen erschossen hat.

Proteste vor der Zentrale der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Bild: dpa

BERLIN taz Ein tödlicher Polizeischuss auf einen schwarzen US-Amerikaner am Neujahrstag in einer U-Bahnstation von Oakland, Kalifornien, hat gewaltsame Proteste ausgelöst. Der Schuss ist von mindestens vier Zeugen per Handy aufgenommen worden, die Videos sind im Internet zu sehen und werden von Hunderttausenden angeschaut.

Auf den Videos ist zu sehen, wie Polizeibeamte des Verkehrsverbundes der San Francisco Bay Area den offensichtlich unbewaffneten Oscar Grant mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zwingen. Einer der Beamten zückt seine Waffe, schießt Grant in den Rücken, blickt auf und schlägt dann die Hände über dem Kopf zusammen.

Die Aufnahmen sind aus einer U-Bahn heraus entstanden, von wo aus Dutzende Passagiere, die auf dem Rückweg von Silvesterfeiern waren, dem Vorfall zusahen. Auf einem Video sind Schreie einer Zeugin zu hören: "Sie haben ihn einfach erschossen!"

In der U-Bahn war es zu einer Schlägerei gekommen. Die Polizei hatte mehrere Beteiligte aus der Bahn geholt und am Bahnsteig festgehalten, darunter auch den 22-jährigen Fleischergeselle Grant. Vor dem Handgemenge mit den Polizisten und dem Schuss saß Grant bereits am Rand des Bahnsteigs an der Wand. Einige Augenzeugen berichteten laut Medienberichten von rassistischen Äußerungen der Polizeibeamten.

Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet, die Polizei kündigte am Donnerstag eigene Ermittlungen an. Der Polizeischütze Johann Mehserle wurde bislang nicht offiziell eines Fehlverhaltens beschuldigt. Er quittierte am Mittwoch seinen Dienst, verweigerte sich aber einem Gesprächstermin mit den Ermittlern der Verkehrsgesellschaft. Bisher gibt

es keinerlei Äußerungen von ihm, seinem Anwalt oder der Verkehrsgesellschaft, warum er das Feuer eröffnete. Wegen seiner unmittelbaren Reaktion nach dem Schuss sind Vermutungen aufgekommen, er habe statt der Schusswaffe seine Elektroschockwaffe benutzen wollen und habe Grant also aus Versehen erschossen.

George Kirkham, Professor der Kriminologie an der Florida State University sagte dem San Francisco Chronicle, er finde das schwer zu glauben, da Elektroschockwaffen sich nicht wie Pistolen anfühlten oder wie sie aussähen. Auch seien die Bewegungen Mehserles typisch für die Nutzung einer Handfeuerwaffe gewesen.

Laut Gerichtsmedizinern ist die Kugel durch den Körper Grants hindurch geschlagen, vom Bordstein wieder abgeprallt und in die Brust eingedrungen. Es war das zweite Eindringen der Kugel, das Grant tötete.

Am Mittwoch kam es in Oakland zu gewaltsamen Ausschreitungen hunderter aufgebrachter Demonstranten. Auf Schildern war zu lesen "Oscar Grant: ermordet! Das ganze verdammte System ist schuldig!" Während der Demonstrationen waren hunderte Geschäfte beschädigt und Autos nieder gebrannt worden, die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein nahm rund 120 Personen fest. Bürgermeister Ron Dellum rief zu Ruhe und Geduld auf.

Die Mutter des Toten fordert 25 Millionen Dollar Entschädigung von der Verkehrsgesellschaft der und fordert eine strafrechtliche Verfolgung von Mehserle. "Sie wollen Gerechtigkeit, aber nicht mehr Gewalt", sagte John Burris, ein Anwalt der Familie dem Chronicle. "Mehserle hat gnadenlos geschossen" und Grant habe keinerlei Bedrohung für ihn oder seine Kollegen auf dem Bahnsteig dargestellt, so Burris. "Der Beamte ist nicht verfolgt worden bisher... Das ist der Grund, warum die Leute dem System gerade nicht mehr vertrauen".

Grant hinterlässt eine vierjährige Tochter.

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8 Kommentare

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  • B
    Butharr

    "er habe statt der Schusswaffe seine Elektroschockwaffe benutzen wollen und habe Grant also aus Versehen erschossen. "

     

    Sicher... ich würde auch Elektroschocks nutzen, während meine Kollegen ihn am Boden festhalten...

  • S
    Susi

    "er habe statt der Schusswaffe seine Elektroschockwaffe benutzen wollen und habe Grant also aus Versehen erschossen"

     

    Wieso sollte man jemanden, der bereits gefesselt auf den Boden liegt mit einem Taser grillen? Weil es Spaß macht "Nigger" zu foltern? Also erschießen wollt er ihn nicht, nur ein bisschen quälen, das ist natürlich eine gute Entschuldigung.

  • W
    wanja

    Irgendwie habe ich manchmal den Eindruck, dass Personen mit einer mangelhaften demokratischen Gesinnung überdurchschnittlich oft beruflich ausgerechnet zur Justiz oder zur Polizei wollen und auch können. Das ist eine der größten Gefahren für jede einigermaßen demokratische Gesellschaft.

  • S
    StaX

    Komischer weise muss ich sagen. warum kam nicht in deutschen nachrichten? ich habe zumindest nichts gesehen und ich schaue sie oft...

  • C
    cosinus

    ein bisschen off-Topic, aber dennoch: Ich finde es korrekt, das Video zu verlinken bzw. einzubinden. Ein Beispiel dafür wie wir es hier in D vielleicht nur kapieren was in der Welt abgeht. Deswegen bin ich auch dafür den Deutschen jedes Video aus Afghanistan, Sudan, Gaza, Taiwan ... zu präsentieren bis wir in unser Essen kotzen und endlich mal kapieren, in welchem Zusammenhang z.B. ein "robustes Mandat", verweigerte Aids-Medikamente, Öl-Interessen, Waffenindustrie und billig-billig-Geiz-ist-geil-Produkte wirklich stehen.

  • L
    Leser

    Bitte, liebe taz, es ist doch sicher ein Versehen, dass Ihr tatsächlich das Video, auf dem der Mord zu sehen ist, hier verlinkt.

    Das ist ziemlich anstandslos.

  • K
    Kommentator

    Pervers!

     

    Gerüchten zufolge hat der Täter schon mehrere Opfer auf dem "Gewissen"... (unbestätigte Gerüchte)

     

    Wer aber glaubt, so etwas geschehen hier nicht, der denke an den Brechmitteleinsatz (gegen Schwarze) und Ouri Jalloh.

    Die Polizisten werden dann auch immer freigesprochen.

     

    Wo war eigentlich die Polizei als in Lichtenhagen und anderen Orten die Asylbewerberheime brannten?

     

    Rechtsgleichheit, "Ordnung und Sicherheit" sind was anderes.

    Aber wer glaubt schon, wir leben in einer Demokratie...

  • L
    Lars

    Sie sagen:

    Steine sind keine Argumente

    und schlagen mit Knüppeln,

    schießen mit Gewehren,

    vergiften mit Chemie,

    verseuchen mit Atom,

    töten in Gefängnissen.

     

    Sie haben Recht:

    Steine sind keine Argumente.

    Steine sind erst zögernde Versuche uns zu artikulieren,

    in der einzigen Sprache, die sie verstehen.

     

    Dessau, Griechenland, Portugal, Kalifornien, wieviele sollen es noch werden?