: Ausschreitungen gegen Sikhs in Neu–Delhi
■ Nach Morden an Hindus schwere Auseinandersetzungen in Neu–Delhi / Armee in Alarmbereitschaft / Geschäfte brennen
Neu–Delhi (afp/ap) - In der indischen Hauptstadt Neu Delhi wurde am Dienstag die Armee in Alarmbereitschaft versetzt, um der Polizei bei der Bekämpfung der Sikh–feindlichen Unruhen zur Seite zu stehen, meldete die indische Nachrichtenagentur PTI. Aus Protest gegen Morde an Hindus in dem nordindischen Bundesstaat Punjab, für die militante Sikhs verantwortlich gemacht werden, steckten bewaffnete Hindus Geschäfte von Sikhs und Autos in Brand und begannen mit Plünderungen. Polizeiangaben zufolge wurden am Dienstag 350 Menschen festgenommen, die Sikh–Tempel mit Steinen bewarfen. Nach Augenzeugenberichten begannen die Krawalle vor einem Sikh–Tempel, vor dem rund 2.000 Hindus protestierten. Fünf Sikhs traten demnach schwertschwingend aus dem Tempel und bedrohten die Demonstranten. Polizisten hätten mit Revolvern und Schlagstöcken versucht, die Demonstration aufzulösen. Zu anderen Zusammenstößen kam es, als Demonstranten versuchten, den Verkehr zu blockieren. In drei an dem Bundesstaat Punjab angrenzenden Staaten legten Generalstreiks das Wirtschaftsleben lahm. Ein von der rechten Hindu–Partei Bharatiya Janata ausgerufener Proteststreik eskalierte zu den gewalttätigen Unruhen. Alle 35.000 in Neu–Delhi verfügbaren Polizisten wurden eingesetzt, doch verloren sie offiziellen Angaben zufolge am Nachmittag die Kontrolle. Mehrere hundert Hindus waren in Auseinandersetzungen mit der Polizei verwickelt. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Schlagstöcke ein. Zahlreiche Polizisten und Sikhs seien verletzt worden. Im Punjab wurden am Dienstag morgen zwei militante Sikh–Führer verhaftet. Es handelt sich um den erst am Sonntag zum Präsidenten des Religiösen Sikh–Parlaments gewählten Gurcharan Singh Tohra und den früheren Ministerpräsidenten des Bundesstaates und Anführer der extremen Alkali Dal–Partei, Parkash Singh Badal. Ihm wird vorgeworfen, Sikh– Attentäter zu unterstützen. Am Montag haben mutmaßliche militante Sikhs bei vier Anschlägen in verschiedenen Ortschaften des Unruhestaates insgesamt acht Menschen erschossen. Unter den Toten sind drei Mitglieder einer Familie sowie ein Polizist. Zwei Opfer früherer Anschläge erlagen noch am selben Tag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.
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