Aussaat naht: Es wird knapp fürs Genmais-Verbot

Umweltschützer fordern von der Agrarministerin ein Genmais-Verbot. US-Agrarkonzern Monsanto hält dagegen. Wird nicht schnell entschieden, kommt der Mais auf die Felder.

Landwirtschaftsministerin Aigner hat jetzt die Macht über den Mais. Bild: dpa

BERLIN taz "Anbau von Genmais verhindern!" Knapp 49.000 Menschen haben in den letzten drei Wochen diesen Appell des Online-Netzwerks Campact an CSU-Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner unterzeichnet. Initiatorin Stefanie Hundsdorfer erklärte gestern, "die Zeit für ein Genmais-Verbot drängt". Mitte April wird Mais ausgesät.

Genmais MON 810 vom US-Agrarkonzern Monsanto, das ist die einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die hierzulande angebaut wird. Sie produziert fortlaufend ein Gift gegen den Maiszünsler, einen Schmetterling. Welche Risiken das birgt, ist nach Ansicht der Kritiker noch nicht genug erforscht.

Agrarministerin Aigner hat versprochen, die Zulassung nochmals zu prüfen. Dazu musste Monsanto bis zum 31. März, also vor drei Tagen, einen Monitoringbericht vorlegen. Monsanto war besonders pünktlich - und schickte den Report schon am letzten Freitag. Er liegt der taz vor. Bis gestern gab es nur eine englische Fassung mit 31 Seiten. Titel: "2008 German Networking Monitoring". Heike Moldenhauer, Expertin beim Umweltverband BUND, hält ihn jedoch für einen "schlechten Witz".

Denn die Monsanto-Autoren haben nur bereits veröffentlichte Berichte zusammengefasst. Dazu gehören Untersuchungen vom Deutschen Jagdschutz-Verband und den Vogelkundlern vom Dachverband Deutsche Avifaunisten, vom Tagfalter-Monitoring und vom Deutschen Bienenmonitoring. Darüber hinaus führen sie die "Daten zur Umwelt 2007" und die Boden-Dauerbeobachtung des Umweltbundesamtes an und zuguterletzt das Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion. Das Fazit lautet: Zwar gebe es Schwankungen in Beständen von Füchsen, Dachsen, Vögeln, Schmetterlingen und Honigbienen, doch ließen sich diese "in keinem Fall" auf MON 810 zurückführen.

Gentechnik-Expertin Moldenhauer: "Da ist ein Datenwust zusammengekommen, der keine Aussagen über Umwelteffekte von MON 810 zulässt." Denn kein Beobachtungspunkt der Monitoring-Programme liege auf einem Genmaisacker.

Das Vorgehen sei mit den Bundesbehörden abgesprochen, erklärt indes der Sprecher von Monsanto, Andreas Thierfelder. Er meint: Für Monsanto sei entscheidend, "ob es Beobachtungen in der Umwelt gibt, die ungewöhnlich erscheinen". Dann müsse der Konzern prüfen, "ob dies etwas mit dem Anbau von MON 810 zu tun hat". Nur: Es sei eben "nichts aufgefallen."

Thierfelder versteht die Aufregung ohnehin nicht. Man müsse sehen, so sagt er, dass "MON 810 nur auf 0,02 Prozent der gesamten deutschen Ackerfläche angebaut wird". Die deutschen Bauern planen in diesem Jahr lediglich auf knapp 3.700 Hektar den Anbau von Genmais, zumeist in Ostdeutschland.

Die Mitarbeiter von Ilse Aigner prüfen nun den Monsanto-Bericht. Frankreich, Griechenland und Österreich, Polen und Ungarn haben MON 810 bereits verboten. Das beweist Umweltschützerinnen wie Stefanie Hundsdorfer, dass ein Genmais-Stopp machbar ist. Sie fürchtet aber, Aigner könne vorgehen wie ihr Vorgänger: Horst Seehofer untersagte schon mal den Vertrieb des Saatguts, da war der Mais schon längst im Boden.

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