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„Ausreisen ist erst einmal nicht unser Thema“

■ Am Wochenende tagte in Ost-Berlin die achte Friedenswerkstatt / Thema des Tages war für die rund 1.500 TeilnehmerInnen die Diskussion um die Ausreise / Enthüllt wurde für einen Tag das Denkmal für den „Unbekannten Deserteur“

Am letzten Sonntag fand in Ost-Berlin die 8.Friedenswerkstatt, ein Forum für die verschiedensten nichtstaatlichen Organisationen, statt. Unter dem Motto: „Miteinander streiten - solidarisch leben“ versammelten sich rund 1.500 Menschen in und um die Erlöserkirche, um sich über Totalverweigerung und Umweltzerstörung, „Dritte Welt“ und IWF, Frauen und Homosexualität auszutauschen.

Die Teilnehmerzahlen überraschten die Veranstalter, die eher eine „Beerdigungsfeier“ befürchtet hatten.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren gab es eine deutlich stärkere innenpolitische Orientierung. „Die Situation hat sich in den letzten Jahren geändert. Fragen der Abrüstung, die damals sehr kontrovers gegenüber dem Staat diskutiert wurden, haben sich durch die Initiativen der UdSSR fast erledigt, während die innenpolitische Situation zunehmend komplizierter wird“, erklärte dazu Pfarrer Pahnke.

Geprägt, wenn auch nicht dominiert wurde der Tag durch die Diskussion über die Ausreiseproblematik. Während der Podiumsdiskussion zum Thema kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen denen, die in diesem Staat etwas ändern wollen, und denen, für die die Ausreise die einzige Alternative darstellt. Pfarrer Gartenschläger sprach sich deutlich gegen eine Ausreise aus und wehrte sich heftig gegen jene, „die auf die Friedensbewegung aufspringen und dabei nur ihre privaten Ziele verfolgen.“ Die Friedensbewegung habe „im Gegensatz dazu weitergehende gesellschaftspolitische Ziele. Ausreise ist vom Prinzip her erst einmal nicht unser Thema.“

Auch der Konflikt zwischen Kirchenleitung und einigen Gruppen kam zum Ausdruck: sie sahen sich einer zu starken Reglementierung durch die Vorbereitungsgruppe ausgesetzt. Dem widersprach ein anderer Podiumsdiskutant energisch und konstatierte eine „irrationale Verweigerungshaltung“.

Als Überraschungsbonbon präsentierte der „Freundeskreis der Totalverweigerer“ ein Denkmal für den „Unbekannten Deserteur“. Doch die Freude, dies neben einem Gedenkstein für die gefallenen sowjetischen Soldaten auf dem Kirchengelände zu sehen, war nur von kurzer Dauer: der Gemeindekirchenrat lehnte es ab, die Plastik über die Zeit der „Friedenswerkstatt“ hinaus auf dem Gelände der Erlöserkirche zu akzeptieren.

Das Resümee dieser Friedenswerkstatt fiel dennoch positiv aus: „Die Friedenswerkstatt und die Friedensgruppen sind nicht so tot wie ihr Ruf.“

taz

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