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Ausreise von deutschen IS-KämpfernDen Export stoppen

Markierung von Ausweisen oder der Entzug der Staatsbürgerschaft? Innenminister de Maizière will mit seinen Kollegen über geeignete Maßnahmen beraten.

Will handeln: Thomas de Maizière. Bild: dpa

BERLIN rtr | Bundesinnenminister Thomas de Maizière dringt auf Maßnahmen, die den Druck auf Anhänger der radikalen Miliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland erhöhen. Er habe dazu für Mitte Oktober seine Kollegen aus den Bundesländern nach Berlin zu einer Sonderkonferenz eingeladen, sagte de Maizière am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. Im Gespräch sei die Markierung von Ausweisen von IS-Kämpfern aus Deutschland, um deren Ein- und Ausreise zu verhindern. Auch der Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft für solche, die eine doppelte Staatsangehörigkeit haben, komme in Betracht.

„Wir wollen nicht, dass aus Deutschland, aus Europa Menschen auf der Seite von IS gegen Kurden, gegen Jesiden kämpfen“, sagte der Minister. „Wir wollen keinen Export an Kämpfern aus Deutschland“. Deshalb wolle die Bundesregierung die Aus- und noch wichtiger die Einreise solcher Personen verhindern, damit sie in Deutschland keine Anschläge verüben. Es gehe hierbei um bis zu 450 Personen, Ausländer wie Deutsche sowie Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit – mit steigender Tendenz.

Als Möglichkeiten gebe es einen Entzug des Reisepasses. Man könne auch den Geltungsbereich für den Personalausweis begrenzen. „Und wir sind auch dabei zu überlegen, ob man dann einen solchen Ausweis markieren oder einen Ersatz-Personalausweis ausstellen kann“, fügte de Maizière hinzu.

Die Markierung eines Ausweises sei derzeit allerdings rechtlich noch nicht möglich. Dazu müsse man ein Gesetz ändern. De Maizière drängte auf Tempo bei diesem Thema. „Ich möchte aber schnell Klarheit darüber haben“. Die Staatsbürgerschaft könne man deutschen IS-Kämpfern nicht einfach entziehen. Anders sehe es bei den knapp 100 Doppelstaatlern aus. Daher werde das hier erwogen. „Ich kann mir das vorstellen“, sagte er.

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20 Kommentare

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  • Stigmatisierung per staatlichem Ausweis. erinnert mich an das "J" in den Ausweisen der Nazi-Zeit.

    Müssen bald alle nicht "Christen" ein "J" für Jude, "M" für Moslem, ein "B" für Buddist, ein "A" für Atheist gut sichtbar an der Kleidung tragen?

    Auf andere Ideologien aus geweitet : ein "K" für kommunist", ein "S" für Sozialist, ein "N" für Nazi, ein "R" für Rassist, ein "An" für Anarchist, ...

    Nun erkennt man bei Politiker, Experten usw. ganz klar die menschneverachtende Gesinnung.

    Diese Leute gehören aus dem öffentlichen Dienst entfernt.

    Für diese Leute haben Menschenrechte keinen Wert, man sollte ihnen deshalb die bürgerlichen Ehrenrechte auf Dauer entziehen.

  • "Ich glaube ein deutscher Staatsbürger darf wohl kaum mordend für seine Sache, was immer das auch ist, im Ausland kämpfen..."

     

    Kennen Sie Oberst Klein nicht???

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Die Heuchler, die elenden.

      Nur noch Verachtung kann man empfinden.

    • @Age Krüger:

      "Das Töten gehört zum Kerngeschäft eines soldatischen Arbeitslebens."

       

      (Oberstleutnant Sanftleben)

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    "Markierung von Ausweisen oder der Entzug der Staatsbürgerschaft?"

     

    Und das natürlich rein auf Verdachtsbasis, sprich Willkür. Ich denke, damit überholt die BRD die ehemalige DDR in puncto Unrechtsstaatlichkeit.

  • "---Islam = Terror, wie differenziert!"

     

    Die Dinge nicht beim Namen nennen zu dürfen, scheint in Deutschland zumindest, eine weit verbreitete Sitte zu sein.

    Ich versuche nicht eine bestimmte Gruppe oder Religion aus seiner Verantwortung herauszuhalten, wenn ich der Meinung bin, dass diese Religion, Gruppe, Partei oder Organisation in einem bestimmten Dunstkreis immer wieder gehäuft mit bestimmten Taten zu finden ist.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Randi Roch-Keßler:

      "Ich versuche nicht eine bestimmte Gruppe oder Religion aus seiner Verantwortung herauszuhalten, wenn ich der Meinung bin, dass diese Religion, Gruppe, Partei oder Organisation in einem bestimmten Dunstkreis immer wieder gehäuft mit bestimmten Taten zu finden ist."

       

      Und wenn man dieser Meinung nicht ist?

  • Da steht in einem Kommentar, --welche Rechtfertigung gibt es, wenn Leute im Ausland für ihre Sache kämpfen wolle, in Deutschland zu sanktionieren?---

     

    Mit Köpfe abschlagen kämpft man für eine Sache???

    Ich glaube ein deutscher Staatsbürger darf wohl kaum mordend für seine Sache, was immer das auch ist, im Ausland kämpfen und wenn er kein Staatsbürger ist, sollte er unter allen Umständen an der Einreise gehindert werden.

    Man staunt immer wieder über manche Einstellungen, die koste es was es wolle, diese mordenden Fanatiker straffrei weiter unter uns leben sehen wollen.

    Ist das dem übertriebenem Toleranzgehabe geschuldet oder will man sich gerne handlungsunfähig sehen, ich jedenfalls, denke, dass die Grenze der Toleranz spätestens dann erreicht ist, wenn Menschen Köpfe abgeschlagen werden.

    Wenn, wie manche behaupten, dies in Deutschland durch nichts gesetzlich möglich sei, dann stimmt aber gewaltig etwas mit unserer Gesetzgebung nicht!

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Randi Roch-Keßler:

      Es ist Bürgerkrieg. In jedem Bürgerkrieg geschehen unvorstellbare Grausamkeiten. Die einen schlagen Köpfe ab, andere verbrennen ihre Feinde bei lebendigem Leib, wieder andere begraben sie lebendig.

       

      Ich wundere mich, daß bei allen Kriegen und Bürgerkriegen der letzten Jahre und Jahrzehnte im Westen offenbar nur die Grausamkeiten des IS als grausam wahrgenommen werden.

       

      Wem nützt die offensichtliche Dämonisierung und warum funktioniert sie so gut? Spielen antiislamische Tendenzen in der westlichen Bevölkerung dabei eine Rolle? Spielt diese Dämonisierung antiislamischen und als antiislamistisch getarnten rassistischen Kräften in die Hände?

  • Bei aller Liebe und Verständnis für die Situation, aber wo ist die Meinungsfreiheit geblieben ?

     

    Welche Rechtfertigung gibt es, wenn Leute im Ausland(!) für Ihre Sache kämpfen wollen, in Deutschland dafür zu sanktionieren ?

     

    Ich heisse die IS-Unterstützung auch nicht für gut, aber was da gerade in der Rechtsprechung passiert, halte ich für brandgefährlich !

     

    Und noch viel gefährlicher halte ich die Kennzeichnung von "gefährlichen" Subjekten !

     

    Wenn das wirklich kommen sollte, werden viele derzeitige Unterstützer dieser Maßnahme sich noch wundern, was sich daraus entwickeln wird.

     

    Ich höre Sie schon wieder marschieren, das selbstgeschaffene Feindbild des "Islams" hat sich ja schon etabliert.

     

    Islam = Terror, wie differenziert !

    Und traurigerweise funktioniert das sogar immer noch, aus der Geschichte lernen ? Fehlanzeige !

     

    Nun ja, soll später keiner sagen, er habe es nicht unterstützt !

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Woolsheep:

      Man nutzt die Lage zu einem weiteren Refaschisierungsschritt der BRD.

       

      Natürlich wird die real sicherlich dramatische Situation zu diesem Zweck medial maßlos hochgespielt. Grenzt bei klarer Betrachtung eigentlich schon an Volksverhetzung, meine ich.

  • Der Warner und Berater ist wieder da- wir brauchen einen HANDLER:

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Tupaq:

      In der deutschen Politik wird seit 1989 nur noch gehandelt. Früher wurde auch mal nachgedacht.

  • Die Verweigerung der Ausreise hatten wir schon mal für längere Zeit im Osten dieses Landes. Die Partie de Mazieres fand dies damals gar nicht gut.

    Dazu kommt, dass dies auf Grund von Geheimdienstinformationen erfolgen würde, die weder dem Betroffenen offen gelegt werden noch dass vor Gericht davor geklagt werden kann.

    Im Endeffekt dürfte dies grundgesetz- und menschenrechtswidrig sein.

     

    Bereits die Mitgliedschaft und das Unterstützen einer terroristischen Vereinigung ist strafbar. Wenn jetzt jemand nachweisbar nach Syrien reist, um dort als Terrorist zu kämpfen, so ist dies bereits heute strafbar. Läuft ein Verfahren gegen Terrorverdächtige dann kann auch heute mit rechtstaatlichen Mitteln die Ausreise verhindert werden.

    Liegen keine ausreichenden Beweise vor, so ist die Anklage nicht möglich. In einem Rechtstaat sollten dann auch keine anderen Sanktionen zulässig sein - alles andere wäre Willkürjustiz.

    • D
      D.J.
      @Velofisch:

      "Die Verweigerung der Ausreise hatten wir schon mal für längere Zeit im Osten dieses Landes. Die Partie de Mazieres fand dies damals gar nicht gut."

       

      Wir haben gerade mal wieder Jahrestag (25.). Manchmal bissel viel, aber nicht für Sie. Ich denke, Sie können noch viel über die DDR lernen.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @D.J.:

        Und vor noch längerer Zeit im ganzen Land. Freilich galt das Ausreiseverbot nur für bestimmte Leute. Wer davon betroffen war, bestimmten wiederum andere Leute willkürlich.

         

        Dieselbe Methode in einer völlig anderen Zeit. Erstaunlich, nicht wahr?

  • Frage zu den Fakten:

    Wieviel IS-Terroristen aus Deutshcland sind schon eingereist, wieviel Verhaftungen gab es, wieviel Straf-Verfahren sind anhängig, Herr Innenminister? Ein guter Innenminister warnt nicht nur, er handelt.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Tupaq:

      "Wieviel IS-Terroristen aus Deutshcland sind schon eingereist, wieviel Verhaftungen gab es, wieviel Straf-Verfahren sind anhängig, Herr Innenminister?"

       

      a) 3.117.238,37

      b) 8.533.984

      c) Gegenfrage: Reguläre?

  • 1G
    1074 (Profil gelöscht)

    Das Hauptproblem sehe ich, dass man diese Menschen einfach wieder einreisen lässt.

    Jene, die keinen deutschen Pass haben, sollte man ohnehin nicht mehr einreisen lassen, Bundesbürger bei der Einreise sofort festnehmen und vor ein Gericht stellen.

     

    Dieses Gejammer ist doch nur eine Ausrede für das Versagen der Politik auf allen Seiten.

    • D
      D.J.
      @1074 (Profil gelöscht):

      So sehr mich die Abwiegelei von @Velofisch und anderen nervt, die immer noch nicht verstehen, worum es geht - Sie sollten nicht das andere Extrem vertreten und so tun, als ob der Nachweis so einfach wäre.