Ausnahmezustand „bis auf weiteres“

■ Aus Angst vor Anschlägen stehen sämtliche US-Einrichtungen unter besonderem Polizeischutz. Straßen rund um US-Botschaft gesperrt

Die Maschienpistole im Anschlag, steht der Polizist an der Straßensperre und guckt finster. „Das soll abschreckend wirken“, erklärt er mit dem Anflug eines Lächelns. Seit den US-Bombenangriffen in Afghanistan und im Sudan stehen sämtliche Einrichtungen der Amerikaner in Berlin unter besonderem Polizeischutz. Die Straßen rings um die Außenstelle der amerikanischen Botschaft in Mitte sind gesperrt, vor dem Amerika Haus in der Hardenbergstraße sowie vor dem amerikanischen Konsulat in der Zehlendorfer Clayallee sind mehr Polizeibeamte eingesetzt als sonst.

„Die erhöhte Alarmbereitschaft bezieht sich auf alle US-Einrichtungen weltweit“, sagte eine Sprecherin der US-Außenstelle in Berlin. „Genaueres möchten wir darüber aber nicht sagen.“ Auch die Polizeipressestelle weigerte sich, „solche sicherheitsrelevanten Fragen“ zu beantworten. Die Sperrungen dauerten „bis auf weiteres“, erklärt ein Sprecher des polizeilichen Verkehrswarndienstes.

Rings um die Außenstelle der US-Botschaft an der Neustädtische Kirchstraße herrschte gestern Ausnahmezustand. Die Neustädtische Kirchstraße ist zwischen Unter den Linden und Georgenstraße, die angrenzende Dorotheenstraße zwischen Schadow- und Friedrichstraße gesperrt. Durchgelassen wurde von den Polizisten mit geschulterten MPs nur, wer sich ausweisen und einen triftigen Grund nennen konnte sowie sich kontrollieren ließ. Der Direktor des angrenzenden Hotels Maritim, Thomas Wache, kann sich nicht vorstellen, daß die Polizeimaßnahmen von langer Dauer sind. Die Tiefgarage des Hotels ist seit Freitag komplett abgeriegelt. Wenn die Aktion länger dauert, befürchtet Wachs, daß Geschäftsreisende wegbleiben.

Die Anwohner mußten ihre Einkaufstasche oder den Rucksack aufmachen. In der Regel blieb es bei einem prüfenden Blick der Beamten. Schwieriger war die Kontrolle des Kofferraums oder der Ladeflächen der zahlreichen Lastwagen, die zu der in dem abgeriegelten Block befindlichen großen Baustelle des zukünftigen Bundespresseamtes gelangen wollten. Auf der Baustelle herrschte gestern weitestgehend Müßiggang. „Die Lieferfahrzeuge kommen nicht durch“, klagte Jürgen Gaffrey, Projektleiter des Bauvorhabens. Er habe großes Verständnis für die Sicherheitsvorkehrungen. „Aber die Beeinträchtigungen können eine Menge Geld kosten“. Das Bundespresseamt sei eine „Just-in-time-Baustelle“, erklärt Hartmut Tetzner vom Projektmanagement. Aufgrund der beengten Lage gebe es in der Dorotheenstraße weder Puffer- noch Lagerraum. Das Material werde angeliefert und sofort verbaut. „Weil die Lieferfahrzeuge nicht durchkommen, stehen die Leute ohne Arbeit da, denn das Material fehlt.“

Wenn es nach einem blau Uniformierten vom Bau-Wachschutz geht, kann die Aktion ewig dauern: „Dann hat man wenigstens seine Ruhe.“ Plutonia Plarre