„Ausländische StudentInnen haben es bei der Suche noch schwerer

■ „Nur“ ein Jahr Wartezeit im Wohnheim „Salvador Allende“ / „Im Winter gibt es kaum Kontakt zu den Mitbewohnern“ / „Da hat sich neulich jemand umgebracht“

Farin wohnt im Studentenwohnheim „Salvador Allende“ in Dahlem. Um einen kleinen Hof sind vier Betonhäuser gebaut, mit jeweils 22 Appartements, die direkt vom Treppenhaus abgehen. Farins Appartement ist 22 Quadratmeter groß und kostet 230 DM, inclusive Strom. Die Wartezeit für einen Platz dort beträgt drei bis dreieinhalb Jahre.

taz: Farin, wie lange hast du auf diese Wohnung gewartet?

Farin: Ein Jahr. Es war eine Ausnahme. Sonst kommt man hier nicht so einfach rein. Es ist komisch, aber aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich (ich habe schon in vielen Wohnheimen gewohnt), also irgendwie habe ich das Gefühl, daß man als Frau einfacher auf einen Wohnheimplatz kommt. Viele Freunde von mir, Perser, haben es viel schwieriger gehabt.

Was glaubst du, woran das liegt?

Ich weiß es nicht. Es kann vielleicht sein, daß sie denken: das arme Mädchen, wo soll sie unterkommen? Ich weiß es nicht. Das ist komisch, aber es ist wahr.

Bis du zufrieden mit deiner Wohnsituation?

Ja. Das ist total nett hier, ist aber kein typisches Wohnheim, wie zum Beispiel Schlachtensee. Im Sommer ist alles schön hier. Da draußen haben wir einen Hof, dort spielen wir Tischtennis. Wenn jemand da sitzt, kommt der zweite, dann holt jemand Wein oder Tee und trinkt, dann ist alles ganz toll.

Das Problem hier ist im Winter, wenn man nicht so einen Bekanntenkreis hat, da kommt jeder, macht die Tür zu, geht rein in sein Zimmer und nichts. Das hängt aber auch von jedem hier selber ab. Ich habe sehr viele Freunde hier, ich habe fast zu allen Kontakt, wir machen auch was zusammen. Das ist ganz schön.

In anderen Wohnheimen ist wohl die Gemeinschaftsküche der Treffpunkt?

Ja, das ist besser, finde ich. Das ist irgendwie nett. Beim Kochen kommt jemand, dann wechselt man zwei Worte, das ist gut. Es gibt auch Wohnheime, da ist das Bad im Zimmer, aber die Küche gemeinsam. Das ist vielleicht besser, auch für die Studenten! Hier verbrauche ich beim Kochen unheimlich viel Strom.

Hattest du hier schon Probleme mit MitbewohnerInnen, bist du belästigt worden?

Ja. Das passiert überall. Diese Anmache gibt's überall, aber das ist nicht so belastend.

Schaltet sich dann das Studentenwerk ein?

Nein, das muß man selber regeln. Zum Beispiel ein Freund von mir, der hat unheimliche Schwierigkeiten mit einer Nachbarin. Die ist ein bißchen - wie soll ich sagen vielleicht das harte Studium... die hört immer um Mitternacht total laute Musik. Wir haben oft solche Sachen hier. Da hat sich neulich jemand umgebracht, eine Pharmazeutin, im Haus nebenan. Nach zwei Tagen haben sie das, glaube ich, entdeckt. Kurz nach Weihnachten ist eine durchgedreht, eine Psychologin, hat die Polizei benachrichtigt, daß sie vom Hausmeister belästigt wird. Er hatte sie angeblich mit dem Messer bedroht. Das ist aber alles nicht wahr, wir haben einen total netten Hausmeiseter. So was passiert immer in Studentenwohnheimen.

Hast du hier einen befristeten Mietvertrag?

Ja, vierzehn Semester. Irgendwie finde ich das auch nicht schlecht. Klar, wie soll ich in Berlin eine Wohnung finden, so günstig, so billig, so Uni-nah gelegen. Aber ich meine, Studenten, die neu anfangen, die haben mehr Schwierigkeiten. Wenn man in Berlin lebt, hat man langsam Kontakte, man kennt jemanden...

Aber es wird doch immer schwieriger, eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt zu finden.

Ja, das stimmt, und das ist auch ein Argument. Einer hat mir erzählt: „O.k., jetzt soll ich weggehen. Aber wohin soll ich denn?“ Die ausländischen Studenten haben es da noch schwerer. Ich weiß das von vielen, das ist dir bestimmt auch nicht unbekannt, daß man anruft, und sofort, wenn sie merken, du bist Ausländer: Nee, geht nicht. Und da weiß ich, daß es einen Unterschied gibt, ob man Perserin ist oder ein Perser. Mit Frauen sind sie immer noch netter und verhandlungsbereit.

Interview: Frauke Gust