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Archiv-Artikel

hamburger szene Ausgewogen

Der Freund einer Freundin meiner Freundin ist Richter. Sie ist sehr glücklich, und nun wohnen die beiden in einem guten Viertel – besser ist höchstens noch jener Stadtteil, in dem er aufgewachsen ist. Als wir ins Gespräch kommen, erzählt der Richter, in wie vielen Ländern er studiert hat. Und dass er den internationalen Vergleich habe: „Das mit der Ausländerintegration klappt in Deutschland ja nicht so.“

Der Deutsche habe ein eklatant niedriges Selbswertgefühl, erzählt er, und das verleite den Deutschen immer dazu zu glauben, das mit der Integration läge an ihm. „Tut es aber nicht“, sagt der Richter: „Manche wollen sich einfach nicht integrieren.“

Ich sage, dass es zum Beispiel in England in den vergangenen Jahren auch schwieriger geworden sei mit der Integration. Solche Sachen wie diese radikalen Prediger da sollten Muslime auch nicht sagen dürfen, findet er, und ich sage, das vieles nicht gesagt werden sollte. „National“ und „sozial“ etwa sollten auch nicht in einem Atemzug genannt werden, so wie es die NPD tut.

Links und rechts, das sei ja oft ganz nahe beieinander, erwidert er. Fast dasselbe. Man müsse halt sicher stellen, dass sich in der Gesellschaft niemand Extremes durchsetzt. Deshalb sei er selbst ja auch Richter geworden: Nicht immer nur meckern, sondern auch mal anpacken.

Ich stimme ihm zu und hoffe, dass er niemals über mich zu richten hat. Und denke an den Hund einer Freundin meiner Freundin. Der ist auf einem Auge blind. REBECCA CLARE SANGER