Ausflug zu Niki: Nur mitsehr vielRotwein
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Wenn die Sonne scheint und der Raps leuchtend gelb strahlt, ist eine Fahrt nach Schleswig-Holstein zu empfehlen. Als Kunstziel könnte man Neumünster ansteuern. Dort befindet sich die Herbert-Gerisch-Stiftung mit einem schön angelegten großen Skulpturengarten und Ausstellungsräumen in einer Villa von 1903. Diesen Sonntag um 12 Uhr wird dort eine Ausstellung von Niki de Saint Phalle, die vor allem für ihre „Nanas“ bekannt ist, eröffnet.
Diese bunten und schwellenden Frauenfiguren sind sonst insbesondere in Hannover in großer Zahl zu finden, auch die barocken Grotten im Großen Garten in Hannover-Herrenhausen sind von ihr neu gestaltet worden. Ohne das hannoversche Sprengel-Museum wäre diese Ausstellung auch gar nicht möglich: Es hat im Jahr 2000 anlässlich der Ernennung der Künstlerin zur Ehrenbürgerin Hannovers gut 400 Arbeiten vermacht bekommen.
Niki de Saint Phalle, deren Lebensweg von Paris über New York zurück nach Europa, in die Schweiz und schließlich nach Kalifornien führte, stammt aus altem französischem Adel, ihr Name ist Tradition, nicht Pop. Ihr stark autobiografisch geprägtes Werk ist mit etwa 50 Arbeiten aus allen Schaffensphasen in den Räumen der Villa Wachholtz und der Gerisch-Galerie vertreten.
In sehr angespanntem Verhältnis zu ihrer Familie bewältigte die einst missbrauchte Klosterschülerin ihren Zorn in der Kunst, malte böse Porträts, baute Scherbenbilder und kam zu geradezu terroristischen Schießbildern: Als Aktionskünstlerin schoss sie ab 1956 während der Vernissagen auf Gipsreliefs, in die Farbbeutel eingearbeitet waren.
In Neumünster werden auch die Modelle ihres ab 1979 im toskanischen Capalbio angelegten Tarotgartens gezeigt, was gut zu einen schönen Spaziergang im Skulpturengarten vor Ort passt – auch wenn Holstein nur mit sehr viel Rotwein zur Toskana wird.
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