piwik no script img

Ausdrucksformen weiblicher WutJede Menge Wut

In der Ausstellung „Like Water“ geht es um das Verhältnis von Wut und Weiblichkeit. Die Künstler_innen beleuchten unterschiedliche Facetten.

Macht sich gut in der Galerie, aber auch auf der Demo: ein Banner der Künstlerin Marleen Rothaus Foto: Bo Wehrheim

Brachiale, unbändige Wut, akkumuliert in einer unkontrollierbaren Masse aus ungezählten Individuen. Begleitet von Feuer und Rauch bricht sie sich Bahn mit Vorschlaghämmern, Feuerlöschern, Brecheisen und entlädt sich mitten in der Innenstadt. Zuletzt gesehen am Feministischen Kampftag 2022, so oder so ähnlich, in Hunderten Städten, weltweit. So kann sie aussehen, die Wut der Unterdrückten des Patriarchats, so kann weibliche Wut aussehen.

In der Ausstellung „Like Water“ im Projektraum Top in der Schillerpromenade 4 nimmt Marleen Rothaus, bildende Künstlerin und Aktivistin, Bezug auf die Protestaktionen am 8. März. Ihre ausgestellten Werke „Care, Rage“ und „When Mary got Mad“ sind eine Art Cross-Over von Mariendarstellungen mit Fotografien von Aktivist_innen. Ihre Malereien thematisieren Wut und Sorgearbeit und werden auch als Banner bei feministischen Protestaktionen eingesetzt.

Like Water

Die Ausstellung „Like Water“ im Projektraum Top in der Schillerpromenade 4 in Berlin ist bis 20. Mai, immer Donnerstag bis Sonntag 16 bis 21 Uhr, zu sehen.

Die Kuratorinnen der Gruppenausstellung Lía Kastiyo-Spinósa, Jaana Heine und Alisha Gamisch wollen weiblicher Wut Raum bieten, denn bisher gebe es kaum Publikationen zum Thema. Es seien vor allem „Frauen, sowie nicht-binäre- und Transpersonen, deren Wut nicht gehört wird“, heißt es in der Einführung zur Ausstellung. Wenige Gefühle seien „historisch und gesellschaftlich so stark gegendert wie die Wut“.

Wütende Weiblichkeiten würden in der patriarchalen Gesellschaft systematisch nicht ernst genommen, manchmal gar als „hysterisch“ pathologisiert.

Die an der Gruppenausstellung beteiligten Künstler_innen loten die unterschiedlichen Formen aus, Wut zu äußern. Performerin Lux Venérea nähert sich dem Thema komödiantisch, Künstler_in Cleo Kempe Towers beschäftigt sich in einer interaktiven Performance-Installation mit passiver Aggressivität.

Ein Buch mit Statements einer weißen, privilegierten Person zur politischen Situation in Palästina im Frühjahr 2021 lädt dazu ein, via QR-Code eigene Gedanken auf Instagram zu teilen. Hier gehe es um den Widerspruch, zwar „wütend; als privilegierte_r Beobachter_in aber gar nicht Teil des Krieges zu sein“, erklärt Kuratorin Lía Kastiyo-Spinósa.

Denn Wut habe auch mit „unterschiedlichen Erfahrungen der Unterdrückung, nicht nur in Bezug auf gender, sondern auch hinsichtlich race und class“ zu tun; deshalb hätten sie bei der Auswahl der Künstler_innen auf eine Diversität geachtet.

Die Ausdrucksformen von Wut unterscheiden sich enorm, das zeigt die Ausstellung „Like Water“, die noch bis zum 20. Mai zu sehen ist – einzige Gemeinsamkeit der wütenden Weiblichkeiten in unserer Gesellschaft ist wohl die Wut auf die Unterdrückung selbst.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!