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Ausbruch aus der Ortskrankenkasse

■ Freie Universität ermutigt ihre Beschäftigten zum Wechsel von der AOK in Ersatzkrankenkassen. Erwartete Einsparungen für die FU: 1,8 Millionen Mark. Gesundheitsexperten warnen vor überstürzter Nachahmung

Um aus ihrer eigenen Finanzmisere auszubrechen, nutzt die Freie Universität noch jede kleinste Möglichkeit, Kosten zu sparen. Und sei es zu Lasten des Solidarsystems der Gesundheitsvorsorge. In der jüngsten Ausgabe des Personalblattes der FU hat der Universitätskanzler, Wolf-Dietrich von Fircks, die Beschäftigten der Universität ermutigt, noch zum 30. September in Kassen mit niedrigeren Beitragsraten zu wechseln.

Die hausinterne Mitteilung rechnet vor, daß Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei einer entsprechenden Auswahl einiges sparen können; immerhin je rund 1.000 Mark beim Wechsel von der AOK zu Berlins günstigstem Kostenträger. „Maximal 1,8 Millionen“, heißt es in der Personalverwaltung, könnten auf diesem Wege in der Universitätskasse gespart werden.

Weil das Haushaltsstrukturgesetz seit Jahresmitte auch die FU zu einem strikten Sparkurs zwingt, ist im Hause Kreativität gefragt. „Wir müssen unbefangen jede Position überprüfen“, erklärt die stellvertretende Referatsleiterin für Angestellte und Lohnempfänger, Christiane Dreher. 237 Millionen Mark weniger als 1992 erhält die Bildungsstätte bereits jetzt an jährlichen Zuschüssen.

Wie viele Mitarbeiter dem Kanzlerrat gefolgt sind, ist der FU derzeit nicht bekannt. Doch der dreiseitige Sparaufruf an die rund 4.000 lohnabhängig Beschäftigten und zumeist AOK-versicherten Arbeitnehmer stößt branchenintern auf Kritik. AOK-Pressesprecherin Gabriele Rähse hält die FU- Empfehlung für „nicht versichertenfreundlich“.

In der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales warnt Abteilungsleiter Peter Bank zudem vor überstürzter Nachahmung. Denn Kassen mit derzeit niedriger Beitragsrate könnten ihre Sonderangebote nach der ersten Wechselwelle beenden. Nachträgliche Beitragssatzerhöhungen ziehen außerdem auch höhere Zuzahlungen bei Arzneimitteln mit sich.

„Wir bewegen uns da in einer Grauzone“, sagt Bank. Das Gesundheitsstrukturgesetz verbiete den Arbeitgebern, ihre Beschäftigten zu einer bestimmten Kassenwahl zu drängen. „Zwang darf keiner ausgeübt werden“. Doch gegen eine Beratung sei nichts einzuwenden. Andere große Berliner Universitäten wie TU und HU halten sich derweil gegenüber ihren zusammen rund 7.000 versicherungspflichtigen Beschäftigten noch zurück.

Für die AOK prognostizieren die Berliner Gesundheitsexperten schlechte Zeiten. Denn zunehmend verbleiben auch in Berlin überwiegend Risikogruppen bei der traditionellen Kasse: Rentner und Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger, die alle weniger in die Kasse einzahlen, als sie für ihre überdurchschnittlich hohen Behandlungskosten verbrauchen. „80 Prozent der Hochbetagten Berlins sind Mitglied bei der AOK“, betont Senatsbeamter Bank. Tilman Weber

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