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Ausbreitung der SchweinegrippeWHO erhöht auf Alarmstufe fünf

Die Chefin der Weltgesundheitsorganisation ruft alle Länder der Welt zur Aktivierung von Notfallplänen auf. Die Grenze zwischen USA und Mexiko bleibt offen. Mexiko korrigiert die Zahl der Todesfälle nach unten.

Viele Verdachtsfälle, aber weniger Tote als bislang angenommen: Mexiko korrigierte die Zahl der Todesfälle durch Schweinegrippe von 168 Fällen auf acht. Bild: dpa

GENF/WASHINGTON ap/reuters | Überraschend hat die WHO die Alarmstufe wegen Schweinegrippe erhöht: Sie rief die zweithöchste Alarmstufe fünf aus. Das bedeutet, dass nach Einschätzung der WHO ein globaler Ausbruch der Seuche unmittelbar bevorsteht. WHO-Chefin Margaret Chan gab die Erhöhung nach Beratungen mit Grippeexperten am späten Mittwochabend in Genf bekannt. Sie rief alle Länder der Welt auf, umgehend ihre Pandemie-Notfallpläne zu aktivieren. Die Welt sei auf eine Pandemie aber besser vorbereitet als je zuvor in der Geschichte, sagte WHO-Chefin Margaret Chan. Im Falle einer Pandemie wäre die gesamte Menschheit bedroht, sagte Chan vor Journalisten. Alarmstufe fünf verweist auf eine weit verbreitete Übertragung von Mensch zu Mensch in mindestens zwei Ländern. Stufe sechs würde eine weltweite Pandemie bedeuten. Der WHO-Grippeexperte Keiji Fukuda sagte, bisher gebe es keine Anzeichen dafür, dass sich die Ausbreitung der Schweinegrippe verlangsame.

Die Gesundheitsminister der Europäischen Union wollten am Donnerstagnachmittag zu einer Krisensitzung in Luxemburg zusammenkommen. Ziel des Treffens war eine Abstimmung über Maßnahmen zur Vermeidung einer Weiterverbreitung der Krankheit sowie über Diagnose- und Behandlungsmethoden. Die französische Regierung forderte einen Stopp aller Flüge aus der Europäischen Union nach Mexiko, wo die Grippe ihren Ausgangspunkt nahm. Auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt wurde in Luxemburg erwartet.

US-Präsident Barack Obama erklärte, die Bekämpfung der Seuche habe für ihn höchste Priorität. Die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko bleibe jedoch offen. Alles andere wäre, als würde man die Stalltür schließen, wenn die Pferde schon getürmt seien, sagte Obama am Mittwochabend auf einer Pressekonferenz anlässlich seiner ersten 100 Tage im Amt. Er betonte, dass die USA sehr wachsam sein müssten, Panik sei indessen nicht angebracht.

In den USA wurde am Mittwoch der erste Todesfall infolge der Schweinegrippe außerhalb Mexikos bestätigt. Dabei handelte es sich um einen 23 Monate alten Jungen aus Mexiko, der Anfang April mit seinen Eltern zum Besuch von Verwandten nach Texas gereist war. Inzwischen ist die Seuche in mindestens elf US-Staaten aufgetreten, in denen insgesamt schon fast 100 Erkrankungen bestätigt wurden.

Die mexikanischen Behörden legten derweil neue Opferzahlen vor. Demnach sind in dem Land nunmehr acht Menschen an der potenziell tödlichen Seuche gestorben. Die Zahl der Infizierten gab Gesundheitsminister Jose Cordova mit 91 an. Die Regierung hat bis zum 5. Mai eine Schließung aller Unternehmen angeordnet, deren Produktion nicht dringend notwendig ist. Ausgenommen sind etwa die Lebensmittel-, Transport- und Gesundheitsversorgung. Mexikaner in anderen Branchen sollten jedoch zuhause bleiben, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Auch die Regierung wird möglichst viele Angestellte nach Hause schicken, außer in den Bereichen der Armee, Polizei und staatlichen Ölindustrie.

Unter den Todesopfern in Mexiko befand sich auch ein Einwanderer aus Bangladesch, wie der oberste Beamte für die Seuchenbekämpfung, Miguel Angel Lezana, mitteilte. Dieser Mann habe kürzlich Besuch von seinem Bruder erhalten, der bei der Einreise krank gewesen sei. Lezana schloss deshalb nicht aus, dass das Virus aus Bangladesch oder Pakistan eingeschleppt worden sein könnte.

Ursprünglich hatte Mexiko 168 Todesfälle wegen der Schweinegrippe gemeldet, doch erst acht wurden bislang bestätigt. Die WHO meldete bis Mittwochabend mindestens 114 Erkrankungen in mindestens sieben Ländern.

In Deutschland gibt es laut Gesundheitsministerin Ulla Schmidt drei neue Verdachtsfälle auf Schweinegrippe. Insgesamt würden damit jetzt zehn Verdachtsfälle überprüft, sagte sie am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. Bei drei Menschen, in Bayern und Hamburg, wurde bislang die Infektion mit dem Virus festgestellt.

Mittwochabend meldete auch die Schweiz ihren ersten bestätigten Fall. Kanada berichtete über sechs neue Fälle, was die Gesamtzahl der dortigen Erkrankungen auf 19 erhöhte. Neuseeland reduzierte die Zahl der bestätigten Infektionen von 14 auf 13.

China plant mit einer Aufklärungskampagne Schüler zu sensibilisieren. Noch ist in der Volksrepublik kein Verdachtsfall aufgetreten, doch das Land hatte im Zuge der Vogelgrippe über hundert Todesopfer zu beklagen. China, der weltgrößte Schweinefleischkonsument, hat inzwischen auch den Import von Schweinefleisch aus Nord- und Südamerika verboten, obwohl der Grippe-Erreger nicht durch den Verzehr von zubereitetem Fleisch übertragen werden kann.

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7 Kommentare

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  • M
    MARIA

    Jeder, der hier von Verkehrstoten und 'normalen' Grippeopfern schwadroniert, sollte doch mal in sich gehen und darüber nachdenken, was für ein ungeheurer (finanzieller!) Aufwand betrieben wird, damit die Zahlen so niedrig sind. Das ist ja nicht Zufall oder Schicksal.

     

    Ebenso verhält es sich mit der Schweinegrippe. Wir können alle froh sein, wenn die Lage so übersichtlich bleibt, wie sie zum jetzigen Zeitpunkt ist. Und diese Hoffnung besteht nur weiter, wenn alle Verantwortlichen mit äußerster Vorsicht und Sorgfalt agieren.

     

    Es ist auch nicht entscheidend, wie viele Menschen sterben. Wenn eine große Zahl auch 'nur' erkrankt, wird das schwerwiegende Folgen - auch volkswirtschaftlich - nach sich ziehen. Da bereits jetzt fest steht, dass nur für 10-20% der Bevölkerung in D. Medikamente für eine adäquate Behandlung zur Verfügung stehen, muss im Ernstfall mit einer Vielzahl schwerer Verläufe gerechnet werden - die 'wunderbare Behandlung' wird somit für viele Wunschdenken bleiben.

  • EA
    ein anderer Martin

    Natürlich gab es in der Vergangenheit schon Grippewellen, und tausende Tote.

    zb: die Spanische Grippe" um 1918 mit ca 25 Mio Toten , ebenfalls eine Pandemie.

    Was sollen denn jetzt die Kommentare von wegen Panikmache?

    Ruhig Hände in die Hosentaschen und auf die nächste Million Tote warten ...?

    Endliche zeigen die Organisationen mehr Transparenz und geben Infos weiter bevor es zu spät ist

  • M
    Martin

    Grippewellen gibt's jedes Jahr. Nur weil man ihr dieses Mal einen Namen gibt und genauer hinschaut, wird sie ja nicht gefährlicher.

  • M
    Marco

    160 oder 90 tote Menschen werden in Mexiko gezählt... da man wohl niemanden dazurechnet, der eindeutig eine andere Krankheit hatte, sagen wir mal: 160 Grippe-Tote... innerhalb von schätzungsweise einem Monat... in einer Stadt mit 9 Millionen Menschen, Großraum 20 Millionen... davon sind bislang 8 (!) an der neuen Variante von H1N1 gestorben!! Und das, nachdem es zuerst 29 hieß, die Zahl wurde nach unten korrigiert! Woran starben die anderen 80 - 160 Menschen? An "normaler Grippe" und den Folgen (Lungenentzündung)???

    Zusätzlich wirken (normale) Grippemittel scheinbar ganz gut. Das bestätigt jeder.

    Und wegen dem bösen Wort Pandemie: im 19. Jahrhundert mag das etwas außergewöhnliches gewesen sein, aber mittlerweile haben wir eine globalisierte Welt. Da starten an einem normalen Tag eben Flüge in jeden Kontinent, auch von Mexiko-Stadt. Eine Pandemie hat man heute doch innerhalb von 12 Stunden.

    An Grippe sterben jedes Jahr 8000 Menschen in Deutschland. Das "Killervirus" tötete bislang 8, weltweit, es wird wunderbar mit Medikamenten bekämpft. In Deutschland haben wir über 10 Verdachtsfälle, was ist das? Menschen, die im April Kontakt mit Mexiko hatten und jetzt Grippe haben? Lächerlich! Ich prognostiziere: Ende der Woche 20 Verdachtsfälle in D, weltweit mindestens 800 Grippe-Tote bzw. 15 Schweinegrippe-Tote... einfach lächerlich... habt "Angst" vor Grippe Leute, nicht vor medial wirksamer Schweinegrippe

  • RL
    Richard L.

    Also Ich lese die taz weil ich eine Schwäche für Sozialismus-Nostalgie habe. Die Schweinegrippe Alarmstufe 5 Panikmache kann ich mir auch von der Bildzeitung holen.

  • G
    Guiliana

    Alarmstufe 5! Das erinnert mich irgendwie an Fox News Breaking New Alerts und Terror Threat Level à la George W. Bush. Wieso macht die taz dieses Spielchen mit? Verkauft man so mehr Zeitungen?? Was hat das jetzt noch genau mit Journalismus zu tun?

  • ER
    Ein Radfaher

    Was soll die Aufregung.

    1. 2008 haten wir nur in Deutschland ca 4600 Verkrehrstote. Von einer Autopanik keine Spur (leider)

    2. Jedes Jahr sterben 7000 bis 10000 Menschen in Deutschland an der "Normalen Grippe".

    Von einer Panik hier durch auch keine Spur, im Gegenteil ich habe den Eindruck der Anteil der Impfverweiger steigt stetig.