Ausbildung contra Familie: Studenten verschieben Kinderwunsch
Eigentlich wollen Männer schon ab dem 25. Lebensjahr Kinder, zeigt eine Umfrage. Tatsächlich passiert es später - aus Angst, Ausbildung und Familie nicht vereinbaren zu können.
BERLIN taz Männer möchten gern jung Vater werden. Doch nur wenige bekommen ihr erstes Kind, wenn sie noch selbst in Ausbildung sind. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.
Der Studie zufolge halten über die Hälfte der Männer in Deutschland das Alter zwischen 25 und 30 Jahren für optimal, um das erste Kind zu bekommen. Trotzdem verschieben sie das Kinderkriegen in der Realität um mehrere Jahre nach hinten: Im Schnitt werden sie erst zwischen 29 und 33 Jahren zum ersten Mal Vater. "Das ist eine auffällige Diskrepanz zwischen potenzieller und tatsächlicher erster Vaterschaft", sagte Thomas Rauschenbach, Direktor des Deutschen Jugendinstituts in München. Das Institut hat rund 1.800 Männern - darunter 1.100 Nichtvätern - zwischen 15 und 42 Jahren in Telefoninterviews befragt.
Der Unterschied zwischen Wunsch und Realität liegt der Studie zufolge darin, dass die Ausbildungsphase als wenig kompatibel zum Familienleben gesehen wird. Zwei Drittel der Männer, die sich in der Schule oder Ausbildung befinden, würden es als "sehr unangenehm" oder "Katastrophe" ansehen, würde ihre Partnerin plötzlich schwanger werden.
Sie sorgen sich darum, ob sie ihre Familie während der Ausbildung auch finanziell absichern können - 95,5 Prozent der Männer sehen sich immer noch in der traditionellen Ernährerrolle. Zugleich ist ein Mangel an zeitlicher Flexibilität ein Problem.
"Die Rahmenbedingungen müssen sich verbessern, damit jungen Männern die Angst vor der Familiengründung genommen wird", sagte Thomas Rauschenbach. Er kritisierte, dass es wenig politische Ideen für unter 30-Jährige gebe. Die Politik konzentriere sich stark auf die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie - aber nicht Ausbildung und Familie.
Rauschenbach forderte deswegen eine spezielle Förderung der frühen Vaterschaft. Zum einen dürfe der Übergang in den Beruf nicht mehr von finanzieller Unsicherheit, Praktikaphasen und befristeten Verträgen bestimmt werden. Zum anderen müssten eine Teilzeit-Berufsausbildung und bessere Kinderbetreuung an Universitäten eingeführt werden.
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