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■ Aus und vorbei: 40 Jahre Inter-Hotel in MagdeburgDie Demontage einer Ära

Magdeburg (taz) – Seit ihrem Auftritt im Magdeburger Inter- Hotel am Rande eines Uefa-Pokalspiels im Jahr 1973 brauchen sich die Kicker von Bayern München an der Elbe nicht mehr blicken lassen. Das von der Hotelleitung angebotene Luxus-Menü verschmähten sie, statt sozialistischer Tafelfreuden frönten sie im Mannschaftsbus vor der Bettenburg den vom mitgebrachten Koch geschmierten Stullen. Dieser Fauxpas sprach sich nicht nur in Magdeburgs Fußballwelt herum wie ein Lauffeuer, die zuvor von den ostdeutschen Fußballfans fieberhaft erwarteten Starkicker von der Isar mußten sich zahlreiche Buhrufe anhören – und schafften beim 1. FC Magdeburg schließlich nur ein Unentschieden.

Das Hotel, in dem die Bayern- Elf damals logierte, gibt es seit letztem Wochenende nicht mehr. Kaum hatten die letzten Gäste am Sonntag das „Hotel International“ verlassen, begannen Bauarbeiter mit dem Abriß des Plattenbaus und damit auch mit der Demontage einer ganzen Ära. Denn das „Inter“, wie es im Magdeburger Volksmund kurzerhand heißt, wurde 1953 gebaut und war bei Gründung der Inter-Hotel-Kette zwei Jahre später die erste Herberge zur Abschöpfung devisenträchtiger DDR-Besucher aus dem nichtsozialistischen Ausland.

Das letzte Gästebuch, das am vorletzten Sonntag endgültig geschlossen wurde, beginnt am 19.Dezember 1986. „Herzlichen Dank für die gute Betreuung“ stattet da ein gewisser Erich Honecker ab. Viel mehr Phantasie stellte auch Honeckers Nachfolger als Chef aller Ostdeutschen, Bundeskanzler Helmut Kohl, nicht unter Beweis. „Mit herzlichem Dank für die freundliche Aufnahme“, kritzelte er im März 1990 sein Autogramm ins Gästebuch des „Inter“.

„Bei Kohl haben wir nicht mehr soviel Wind gemacht“, erzählt Hoteldirektor Wolfgang Gehlfuß. „Aber wenn früher Honecker kam, dann gab's schon Monate vorher einen detaillierten Plan mit täglichem Rapport für alle Beteiligten.“ Und Honecker kam regelmäßig. Alle zwei Jahre lud er das Diplomatische Corps zur Hasenjagd ins Magdeburgische, die Strecke wurde dann abends im „International“ ausgiebig abgefeiert. Mit dem Honecker-Argument konnte die Hotelleitung stets all die kulinarischen Kostbarkeiten bestellen, die es in der DDR nicht gab. „Und es wurde immer sehr viel mehr bestellt als benötigt wurde“, sagt Gehlfuß. „Dann hatten wir hinterher auch noch was für die normalen Gäste.“ Das waren aber auch hauptsächlich internationale Promis und Devisenreisende. „Wir hatten ja auch die Aufgabe, Valuta zu erwirtschaften“, sagt Gehlfuß. „Zwar durften auch Einheimische hier rein, aber die waren natürlich nicht so willkommen wie die Devisenbringer.“ Rein kam man aber auch als Ostdeutscher, weiß Gehlfuß aus eigener Erfahrung. Denn er kam erst 1987 in die Buchhaltung des Hotels, mußte sich vorher ans eigene Rezept halten. „Es ging halt schneller, wenn man einen Kellner kannte“, sagt der Direktor, „so ein Kontakt war damals fast wichtiger als die Bekanntschaft zu einem Handwerker oder der Verkäuferin im nächsten Exquisit-Geschäft.“

Nun stehen die Kellner selbst vor der Tür. Das gesamte Personal wurde gefeuert. Aber alle, so Gehlfuß, haben schon Arbeitsverträge für das neue Hotel, das die Maritim-Kette innerhalb eines Jahres an Ort und Stelle hochziehen will. „Schließlich machen bis dahin noch drei weitere Hotels in Magdeburg auf“, sagt Gehlfuß. „Irgendwie müssen wir das Personal binden, sonst stehen wir bei der Wiedereröffnung im nächsten Herbst ohne Leute da.“ Und das wäre doch für ein Luxushotel ein wenig peinlich. Eberhard Löblich

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