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Aus „technischen Gründen“

■ Stadtverordnetenversammlung zum zweitenmal vertagt / Zweiter Termin scheiterte an CDU-Lust auf KatholikInnen

Ost-Berlin. Von vielen Dingen, die die vielgepriesene DDR -Identität ausmachten, mußte sich der geplagte Ostler schon verabschieden. Man denke nur an die Aluminiumbestecke oder die nun durch einen westlichen Tabakmulti arg bedrohte Zigarettenmarke „Karo“! Anderes hingegen ist zählebiger. Die Schilderflut zum Beispiel, die in den Läden die kaufwütigen KundInnen darüber informieren, warum das Geschäft gerade wieder geschlossen ist. Ob wegen Warenannahme, Krankheit, Urlaub, Todesfall oder Regenwetter - zu ist immer irgendwo. Die beliebteste Begründung für einen Schließungsakt lautet jedoch DDR-weit: „Aus technischen Gründen geschlossen.

Nun hatten viele OstberlinerInnen darauf gehofft, daß spätestens mit der Einsetzung des neuen Magistrats auch mit dieser realsozialistischen Unsitte aufgeräumt wird.

Heute nun sollte die konstituierende Sitzung der neugewählten Stadtverordnetenversammlung stattfinden. Doch was war aus dem Roten Rathaus zu erfahren? „Die Sitzung wird aus technischen Gründen auf Freitag verlegt.“

Doch aus daraus wird nichts: Da ein Teil der CDU -Abgeordneten am in West-Berlin stattfindenden Katholikentag teilnimmt, wäre es ihnen unmöglich, zu gleichen Zeit im Rathaus anwesend zu sein. Nächster Termin: Montag, der 27. Mai. Mal ganz davon abgesehen, das der Ostteil der Stadt nichts dringender braucht, als eine funktionsfähige Regierung - was würde wohl passieren, wenn beispielsweise die PDS, die über fast doppelt so viel Mandate wie die Christdemokraten im Stadtparlament verfügt, für Montag nun einen Parteitag anberaumen?

o.k.

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