: Aus für alten Schweden
■ Schon in der zweiten Runde verabschiedete sich Stefan Edberg von den Australian Open. Seles und Agassi problemlos
Melbourne (dpa) – Die stehenden Ovationen für den Verlierer wurden von Pfiffen für den Sieger begleitet. Stefan Edberg hatte gestern seinen letzten Auftritt bei den Australian Open in Melbourne, gleichzeitig war es die erste Station seiner Abschiedstournee. Seit 1983 war der Schwede auf dem fünften Kontinent immer dabei, und meist viel erfolgreicher als diesmal. Nur bei seiner ersten Teilnahme hatte er in der zweiten Runde verloren, wie jetzt beim 4:6, 6:2, 6:4, 2:6, 3:6 gegen den französischen Qualifikanten Jean-Philippe Fleurian. Dazwischen lagen zwei Titel und drei Finalteilnahmen.
„Stefan kann mit ruhigem Gewissen seine Karriere beenden und begeistert darauf zurückblicken, was er geleistet hat. Nicht nur seine Ergebnisse, auch seine Persönlichkeit sprechen für sich“, lobte generös der sonst eher nüchterne Thomas Muster. So richtig traurig war der Österreicher aber nicht darüber, daß er nun bei den Australian Open nicht mehr auf Edberg treffen kann. „Mir reicht's, sechsmal verloren“, lautete Musters persönliche Bilanz seiner Matches gegen den Angriffsspezialisten.
Edberg wollte eigentlich seinen 30. Geburtstag am Freitag als Einzelspieler auf dem Centre Court verbringen, nun mußte er sich mit zwei Matches auf Platz eins von seinen zahlreichen Fans in Australien und den vielen schwedischen Anhängern verabschieden. Er hofft zwar immer noch, vielleicht einen weiteren ganz großen Erfolg zu landen, ist aber mit seinem Niveau nicht mehr zufrieden. „Ich glaube, ein Jahr kann ich es noch ertragen, ich kann nicht mehr viel geben.“
Auf dem Platz zeigte sich Thomas Muster dann nicht ganz so wohlerzogen wie bei seiner Edberg-Eloge. Wegen eines obszönen Griffes zwischen die Beine beim mühsamen 6:4, 6:4, 1:6, 7:6 (7:4) über den Argentinier Javier Frana kassierte der Weltranglisten-Dritte eine Verwarnung und muß nun mit einer Geldstrafe rechnen. Große Erfahrung in diesen Dingen hat der Kalifornier Jeff Tarango, der letztes Jahr für seinen vorzeitigen und lautstarken Abgang in Wimbledon einen Haufen Dollars berappen mußte. Diesmal gelang es ihm trotz hitziger Diskussionen mit dem Schiedsrichter knapp, sein Match gegen Jim Courier (USA) zu beenden. Tarango verlor in vier Sätzen.
Am dritten Tag im Flinders Park zogen die Topfavoriten Andre Agassi und Monica Seles mit leichten Siegen in die dritte Runde ein. Nachdem Agassi seinen Fünfsatzauftakt in der Mittagssonne unbehütet und mit bandagiertem Knie überstanden hatte, schützte er seine Glatze diesmal mit einer Baseballkappe vor der kühlen Abendluft. Das bei einem Treppensturz angeschlagene Knie war unverhüllt. „Ich hatte keine Probleme mehr. Es ist fast wieder völlig in Ordnung.“ Auch von Seles' Leistenverletzung war beim eiligen 6:1, 6:1 gegen die Slowakin Studenikowa nichts zu bemerken.
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