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Aus für Kieler Sprotten?

■ Fisch-Räucherei muß schließen

Die Tage der „Kieler Sprotte“ sind gezählt. Die 104 Jahre alten Traditions-Öfen der letzten Großräucherei Heinrich Wiesen in Kiel-Ellerbek können neue Rauchgasvorschriften des Bundes-Umweltministeriums nicht einhalten. Für teure Filteranlagen fehlt das Geld. Macht der Betrieb dicht, gibt es keine Kieler Sprotten mehr. Im benachbarten Eckernförde räuchert man zwar noch „Rehben und Kruse“ mit Buchenscheiten und Erlenspänen. Aber das Damoklesschwert aus Bonn entscheidet auch hier über die Zukunft der Ostsee-Spezialität.

Ein Versuch mit Elektro-Öfen, dem Sprotten-Smog zu entgehen, endete im Desaster: Statt der gold-gelben, knusprigen Sprotten zogen die Räucherer „glatten Matsch“ aus dem Ofen. Tritt der letztmögliche Umstellungstermin der TA (Technische Anleitung) Luft am 1. März 1994 in Kraft, muß eine 400.000 Mark teure Abgaswaschanlage in Betrieb sein. Sonst waren es die letzten Sprotten aus Kiel. Täglich 100.000 der zwölf Zentimter kurzen Sprotten bleiben dann ungefischt – ein Schlag auch für die Kutterfischer, die schon einen Kleinkrieg wegen der Billig-Dorsche aus Osteuropa mit der Regierung führen. Echten Ersatz für Sprotten-Liebhaber kann es nicht geben. Kieler Sprotten können nur aus den Ostseefischgründen zwischen Marsholm und Heiligenhafen stammen. Und ohne die „Altonaer Öfen“ wird daraus keine Kieler Sprotte mehr.

dpa

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