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Aus der Deutschland-tazBis zum letzten Pfiff

Seit 18 Jahren bin ich in Deutschland nur geduldet - und pfeife für den Deutschen Fußballbund. Damit mein Vater wieder einreisen darf, soll meine Familie über 10.000 Euro zahlen.

Hassan Khateeb (2.v.l.) und seine Familie. Bild: dpa

Als Fußballschiedsrichter hat man es nicht gerade leicht auf Deutschlands Fußballplätzen. Jeder - egal ob auf dem Platz oder der Tribüne - weiß es eh besser als der Schiri. Jeder flucht und schimpft über ihn - doch er ist eine Institution, eine sehr deutsche, übrigens: Deutsche haben gerne recht. Doch ich bin vielleicht der einzige DFB-Schiedsrichter, dem auch noch die Ausländerbehörde Sorgen macht.

Im Juli 2006 um fünf Uhr in der Frühe stürmt eine 15-köpfige, schwerbewaffnete Greiftruppe der Polizei unsere Wohnung. Ich werde abgeführt, vernommen, fotografiert, muss meine Fingerabdrücke abgeben und werde einer Richterin vorgeführt. Bevor sie mich hereinbittet, sagt der Polizist zu mir: "In einer Woche bist du weg! Du wirst in deine Heimat abgeschoben." Heimat? Welche Heimat? Ich komme aus Palästina, aber hier, in Deutschland, stehe ich vor dem Abi, bin ich im Deutschleistungskurs, hier will ich Jura studieren, hier sind meine Freunde, hier bin ich Schiri, hier ist meine Heimat!

Heute, gut vier Jahre später, bin ich mit meiner Mutter und meinen sechs Geschwistern (immer) noch hier. Heute habe ich das Abi in der Tasche und studiere Jura an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Das haben wir einem Piloten zu verdanken, der sich weigerte, uns auszufliegen, weil zum Zeitpunkt der Abschiebung noch Verfahren anhängig waren.

Doch mein Vater ist nicht mehr hier. Er lebt seit über drei Jahre in Jordanien in einem Flüchtlingslager. Dort sind es im Sommer 50 Grad - im Schatten.

Dass wir nicht im Flüchtlingslager, sondern in unserer wahren Heimat leben, haben wir einer unglaublichen Solidaritätswelle zu verdanken. Der Uni-Präsident hat sich persönlich für unser Bleiberecht eingesetzt, Professoren haben Rechtsgutachten verfasst, in der Öffentlichkeit Stellung bezogen, Mitstudenten und Mitschüler haben demonstriert, Vereine, Kirchen und Politik haben sich engagiert. Auf Druck der Öffentlichkeit hat der hessische Innenminister persönlich uns vor zwei Monaten ein Bleiberecht erteilt. Doch ist nicht alles gut. Obwohl wir jetzt ein Aufenthaltsrecht haben, hat die Behörde uns wieder nur eine Duldung erteilt.

Wir haben nun die Wiedereinreise meines Vaters beantragt. Aber bevor er wieder einreisen darf, sollen wir über 10.000 Euro an die Behörden überweisen: die Kosten für die gegen richterlichen Beschluss erfolgte Abschiebung meines Vaters und für die fünf Polizisten, die ihn begleitet haben. Jeder Schiri würde da ein schweres Foul pfeifen.

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3 Kommentare

 / 
  • M
    Migrant

    @bernhard

    Schon 1995 haben zwei Gerichte festgestellt, dass die Familie nicht aus "Palästina" (den Staat gibs nicht) kommen, sondern aus Jordanien. Somit hat die Familie falsche Angaben gemacht und sich den Aufenthalt inklusive fast 20 Jahre Sozialleistungen erschlischen. Normalerweise fällt das unter § 263 STGB ( Betrug in einem bsonders schweren Fall, da gewerbsmäßig). Der Vater wurde korrekterweise abgeschoben, während die Familie nach massiver Medienpropaganda anscheinend dableiben durfte

    (siehe hier in der TAZ) Schwach liebe TAZ, einen solchen Artikel ohne jegliche Hintergrundinformationen bzw kritische Recherche zu veröffentlichen. Mein Mitleid hält sich deshalb in Grenzen.

  • 1
    10.000

    Wohin kann man spenden??

  • B
    bernard

    Spielzüge ohne Logik - erst alles gegen die Gründung des Staates Palästina unternehmen, dann Flüchtlinge nach Palästina abschieben wollen. StaatsRAISON oder Staatsdoofheit?

     

    Die rote Karte gibts am Wahltag, dem Platzverweis können die Verantwortlichen aber immerhin noch durch Selbstauswechslung zuvorkommen.