Aus den Niederungen des Fußballsports: Neue Trainer, neues Glück
■ Vier Trainerwechsel in der Verbandsliga Hamburg sollen für neue Motivation sorgen
Eine kuriose Woche erlebte die Verbandsliga. Nicht weniger als vier Trainerwechsel sollen jetzt dafür sorgen, daß es in Bergedorf (mit Manfred Lorenz), Barsbüttel (mit Bert Ehm), Meiendorf (mit Stefan Masztaler) und in Blankenese (mit Ulli Natusch) wieder aufwärts geht. Im Gegensatz zum FC St. Pauli wurde bei den Amateuren aber kein Ultimatum von 4:0-Punkten gestellt, um sich des Trainers zu entledigen. Muß ja auch nicht sein.
Zumal das bei Komet Blankenese illusorisch gewesen wäre, denn der Underdog hat erst drei Unentschieden (zum Saisonstart), kassierte dann neun Niederlagen in Folge. Die Mannschaft befragte Trainer Andreas Albracht - und nicht sich selbst - wie er denn aus den nächsten Spielen vier Punkte holen wolle? Als er darauf - völlig zu Recht - keine plausible Antwort wußte, stimmten die Spieler gegen ihren Coach, der daraufhin zurücktrat. Jetzt soll der Ulli Natusch (vormals Spieler bei HEBC) Komet vor dem Fall in der Landesliga retten (1. Spiel: heute, 14.30 Uhr in Lohbrügge). Wie gut, daß er noch Feunde aus alten Zeiten hat. Denn Komet-Manager Rainer Schütt stürmte früher für den HEBC, erinnerte sich an die kämpferischen Qualitäten des jungen Trainers: „Er ist ein Motivationskünstler, der zumindest die kämpferischen Tugenden in der Mannschaft wiederbelebt. Nur so haben wir eine Chance, uns vom letzten Tabellenplatz zu lösen.“ Natürlich: Der Wille zum Erfolg war schon immer ein probates Mittel im Klassenkampf gegen die übermächtigen Gegner, wenn auch nicht immer vom Erfolg gekrönt.Das gilt auch für Bergedorf 85. Die sind zwar wesentlich liquider als das Kellerkind Komet, aber Geld allein macht bekanntlich auch nicht glücklich. Darauf hatte Wolfgang Nitschke, dessen Vertrag bei den „Elstern“ noch bis zum 30.06.95 lief, edel verzichtet, als er um Auflösung des Arbeitsverhältnisses bat. Das Gejammer der Spieler war groß: Wolfgang war doch so nett, ein kumpelhafter Trainer und so beliebt in der Mannschaft, alle bedauerten seinen Rücktritt. Vielleicht sind sogar zwei Fünkchen Wahrheit an dieser Aussage - man/frau kennt die Fußballer ja - aber warum haben sie sich dann auf dem Platz nicht für ihren sympathischen Trainer eingesetzt? Jetzt gibt es - richtig geraten - den harten Hund an den Sander Tannen, der Bergedorf endlich in die Aufstiegsrunde führen soll: Manfred Lorenz, früherer Oberliga-Trainer von Concordia und Altona 93 wurde beim Barsbütteler SV für 15.000 Mark aus dem laufenden Vertrag ausgelöst. Wie gut, daß Bergedorfs Manager Kay Gosebeck so nette Freunde wie den neuen HSV-Präsidenten Ronald Wulff hat, der als BSV-Sponsor das erst ermöglichte. Bei einem Etat von geschätzten 750.000 Mark, was sind da schon 15.000 Mark Ablöse für den Kopf einer Mannschaft, den Trainer. Morgen um 10.45 Uhr gibt's die erste Nagelprobe für „Manne“ Lorenz, wenn er bei Aufsteiger Horn ran muß. Die haben erst fünf Punkte, sind Vorletzter, aber dort sitzt Trainer Rüdiger Schwart immer noch fest im Sattel. Ich frage mich: Wie ist so etwas bloß möglich... Pille
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