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Aufwärmen vor dem Countdown

■ Senator Mirow warnt vor Zeltaktion in der Hafenstraße / Hafenrand-GmbH will Aufbau notfalls mit Polizei verhindern Von Sannah Koch

Montag morgen, sieben Uhr – geplanter Baubeginn an der Hafenstraße: Der Countdown läuft, die Spannung wächst. Offensichtlich auch im Senat: Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow, eigentlich mit diplomatischer Begabung ausgestattet, bemüht sich nun um politische Strenge. Angesichts des Vorhabens einiger Initiativen aus St. Pauli, am Samstag auf dem Bauplatz ein Zelt aufzustellen, griff Mirow gestern in die Drohgebärden-Kiste. Der Senat halte an seinem Bauvorhaben und dem für Montag festgesetzten Baubeginn fest, betonte er. Und: „Ich kann nur dringend davor warnen, Aktionen zu unternehmen, die den Weg einer friedlichen Lösung des Konfliktes um die Hafenstraße gefährden.“

Eine Erklärung, die auch Hafenrand-GmbH-Chef und Bauherr Wolfgang Dirksen sicher zu deuten wissen wird. Gestern erklärte er der taz, daß er das Aufstellen des Zeltes bereits schriftlich untersagt habe. Für die Freifläche habe er schließlich das Hausrecht, gegen die Aktion könne er zivilrechtlich, aber auch mit Hilfe der Polizei vorgehen. Ohne Rückendeckung des Senats will er am Samstag jedoch nichts unternehmen. „Das ist ja eine hochpolitische Angelegenheit“, so seine Begründung. Deshalb habe er beim Senator für Bezirksangelegenheiten, ebenfalls Thomas Mirow, um eine Weisung gebeten. Dessen Warnung enthält zwar keine direkte Handlungsanweisung, aber doch einen unmißverständlichen Unterton.

Über den Plan, vom 9. bis zum 17. April in der Baulücke ein 300 Quadratmeter großes Zelt aufzustellen, hatten die 20 Gruppen vom Kiez (von der Bücherhalle über die Kirchengemeinden bis hin zu Eltern der benachbarten Schule) die Hafenrand-GmbH und die Behörde bereits am Mittwoch schriftlich unterrichtet. In dem textilen Veranstaltungsraum wolle man eine „Vorschau auf mögliche Nutzungen“ des von der Hafenstraßen-Genossenschaft geplanten Gebäudes bieten. Das von dem Trägerkreis erarbeitete Wochenprogramm reicht von Mieterberatung über türkische Familiennachmittage bis zu Kino- und Musikangeboten für Kinder und Erwachsene.

Senator Mirow zeigt sich davon jedoch unbeeindruckt – vor der Interessengemeinschaft St. Pauli bezeichnete er die von der Hafenstraße initiierte Diskussion um die künftige Entwicklung St. Paulis gestern mittag vielmehr als „Chuzpe“. Erst hätten die BewohnerInnen jahrelang ein Wohnrecht in ihren Häusern gefordert, jetzt liege dazu ein Angebot auf dem Tisch, und nun würden sie draufsatteln. „Ich warne vor dem Glauben, es werde ein weiteres Entgegenkommen geben“, betonte er . Und: „Kompromisse darf man nicht überdehnen, dann funktioniert das Ganze nicht mehr.“

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