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Aufstand im JemenGranaten schlagen auf Protestplatz ein

Die Gewalt im Jemen eskaliert: Die Truppen des Präsidenten schossen mit Mörsergranaten auf Demonstranten. Nach Schätzungen starben mindestens neun Menschen.

Sie fliehen vor Salihs Truppen: Demonstranten in Sanaa, Jemen. Bild: reuters

SANAA dpa/rtr/dapd | Bei neuer Gewalt im Jemen sind am Dienstag nach Angaben eines Aktivisten neun Demonstranten durch Mörsergranaten und Schüsse, die auf Zelte der Protestbewegung im Zentrum der Hauptstadt Sanaa abgegeben wurden, getötet worden.

Gleichzeitig lieferten sich verfeindete Gruppen in vielen Teilen der Stadt Gefechte. In der Stadt Tais kamen bei Solidaritätsdemonstrationen ebenfalls zwei Menschen ums Leben. Zuvor hatten tausende Demonstranten in Sanaa einen Stützpunkt der Regierungstruppen eingenommen.

Wie Augenzeugen berichteten, fiel bei dem Vorstoß am Montag kein einziger Schuss. Die in dem Militärlager stationierten Soldaten der Republikanischen Garden seien geflüchtet und hätten ihre Waffen zurückgelassen. Den Angaben zufolge hatten sich auch übergelaufene Angehörige der Sicherheitskräfte den Demonstranten angeschlossen.

Die Gefechte waren vor drei Tagen ausgebrochen, nachdem der Präsident sich abermals geweigert hatte, einen Plan zur Machtübergabe zu akzeptieren. Proteste gegen den seit mehr als drei Jahrzehnten autokratisch herrschenden Präsidenten gibt es seit Jahresbeginn.

Bislang starben mehr als 400 Menschen. Die Armee reagiert auf die neuen Proteste mit großer Härte. Zudem nehmen Heckenschützen Zivilisten von Hausdächern aus unter Feuer, wie Augenzeugen berichten. Die Regierung macht die Opposition für die Gewalteskalation verantwortlich und bestritt zuletzt am Montag, das Feuer auf Demonstranten eröffnet zu haben.

Der inzwischen wieder weitgehend genesene Präsident traf am Montagnachmittag mit dem saudischen König Abdullah zusammen. Der König rief die Jemeniten nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur SPA dazu auf, "die aktuelle Krise zu überwinden". Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte angesichts der anhaltenden Gewalt ebenfalls eine schnelle politische Lösung des Konflikts.

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